Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 167, Heft 3,
März 2025
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 04 März 2025  
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Vet-Info

Die wichtige Rolle der Tiergesundheitshelferinnen und -helfer

Lucie Hofmann, Philipp Hayoz, VSF-Suisse

Wie kann die Gesundheit von Tieren in abgelegenen ländlichen Regionen des globalen Südens, in denen es kaum Tierärztinnen und Tierärzte gibt, sichergestellt werden? Tiergesundheitshelferinnen und -helfer schliessen diese Lücke – und leisten aussergewöhnliches.

In zahlreichen schwer zugänglichen Regionen in Ländern des globalen Südens sind Tiergesundheit und öffentliche Gesundheit – und damit Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen – durch das Fehlen von Veterinärdiensten gefährdet. Obwohl es in den meisten Ländern qualifizierte Tierärztinnen und Tierärzte gibt, leben und arbeiten diese vorwiegend in städtischen Gebieten und sind oft an industrielle Viehhaltungsbetriebe gebunden.

In Kombination mit der verhältnismässig kleinen Nachfrage nach Dienstleistungen und der beschränkten Zahlungsfähigkeit der Viehzüchterinnen und -züchter in ländlichen Regionen zahlt sich ein Engagement aus wirtschaftlicher Sicht für Tierärztinnen und -ärzte oft nicht aus. Vor diesem Hintergrund sind die Tiergesundheitshelferinnen und -helfer (CAHW, vom englischen Community Animal Health Workers) als wichtige Ergänzung im Netzwerk der Tiergesundheitsdienste zu sehen.

Brückenbauerinnen und -bauer

Die Männer und Frauen aus den lokalen Gemeinschaften werden nach ihrer Erfahrung im Umgang mit Tieren, ihrem Ruf in der Gemeinschaft und ihrer Verfügbarkeit ausgewählt. Sie erhalten eine gezielte Ausbildung, um auf die unmittelbaren und für die Region spezifischen tiergesundheitlichen Bedürfnisse eingehen zu können. Ihre Rolle ersetzt nicht diejenige der Tierärztinnen und -ärzte, aber sie dienen als Vermittelnde zwischen ihrer Gemeinschaft und den Veterinärdiensten.

Die Kernaufgabe der CAHW ist in erster Linie die Erbringung grundlegender Dienstleistungen wie Impfungen, Parasitenbehandlungen und Krankheitsvorbeugung. Ihre Nähe zu den Viehzüchterinnen und -züchtern schafft Vertrauen und erlaubt die Ausführung weiterer wichtiger Aufgaben: So klären sie die Menschen über nachhaltige Tierhaltungspraktiken auf und melden Fälle von zoonotischen oder ansteckenden Krankheiten an die Veterinärbehörden. CAHW spielen somit eine Schlüsselrolle bei der Prävention von Epidemien und der Stärkung von Überwachungssystemen.

Herausforderungen im Südsudan

Seit 1995 bildet Vétérinaires Sans Frontières Suisse (VSF-Suisse) gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen CAHW aus, insbesondere in Ländern mit komplexen geopolitischen Kontexten wie dem Südsudan. Das Land erlebt regelmässige Naturkatastrophen und bewaffnete Konflikte. So waren beispielsweise im letzten Jahr 735 000 Menschen entlang des Nils von Überschwemmungen betroffen. Die Wassermassen zerstörten Weiden und Anbauflächen und zwangen die Menschen zur Flucht. Solche Krisen verschärfen die Ernährungsunsicherheit und zwingen die viehhaltenden Gemeinschaften, ihre Herden in entlegene Gebiete zu treiben, wo natürliche Ressourcen noch knapper sind. Diese Umsiedlungen schwächen die Tiere, verringern ihren Marktwert und bedrohen so die Lebensgrundlagen ganzer Familien.

Die Zerstörung und Plünderung von veterinärmedizinischer Infrastruktur und Apotheken während den immer wieder aufflammenden Konflikten verschärfen die Situation und die Verfügbarkeit von wichtigen Impfstoffen zusätzlich. Häufig sind die CAHW die letzten verbleibenden Veterinärdienstleister vor Ort. Sie arbeiten trotz aller Herausforderungen weiter, oftmals mit begrenzten Mitteln, rudimentärer Schutzausrüstung und Engpässen bei der Versorgung mit Medikamenten.

Konkrete Wirkung in Äthiopien

Im benachbarten Äthiopien wurden letztes Jahr im Rahmen einer von VSF-Suisse unterstützten Impfkampagne, die von einem Team aus vierzehn Tierärztinnen und -ärzten und zehn CAHW durchgeführt wurde, mehr als 215 000 Tiere gegen Krankheiten wie die ansteckende knotige Dermatose und die Ziegenpocken geimpft. Von der Aktion profitierten 4163 Haushalte in zwölf Dörfern im Bezirk Adadle. Sie zeugt davon, welch wichtiges Puzzleteil die CAHW in den Bestrebungen der Arbeit von VSF-Suisse sind, die Gesundheit der Tiere und gleichzeitig die Gesundheit der Familien, die von ihnen abhängen, zu gewährleisten.

Durch die Ausbildung und Unterstützung dieser lokalen Kräfte trägt VSF-Suisse zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit abgelegener ländlicher Gemeinschaften in Afrika bei. Indem VSF-Suisse die Tiergesundheit in eine globale Vision der Ernährungssicherheit und der Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften stellt, wirkt sich die tiermedizinische Arbeit direkt auf die Verbesserung der Lebensbedingungen der Viehzüchterfamilien aus.

Eine Tiergesundheitshelferin in Äthiopien während einer Impfkampagne. © VSF-Suisse

Impfen für Afrika 2025

Eine gute Möglichkeit, als Tierarztpraxis die Arbeit von VSF-Suisse zu unterstützen, ist die Teilnahme an der Spendenkampagne Impfen für Afrika. Vom 2. bis 7. Juni 2025 sammeln Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte einen Teil der Einnahmen aus den bei ihnen durchgeführten Impfungen und spenden den Erlös an VSF-Suisse.
Mehr Informationen und Anmeldung unter www.vsf-suisse.org/impfen
Wir freuen uns auf Sie!

Spendenkonto
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IBAN CH78 0900 0000
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www.vsf-suisse.org/spenden

 
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