Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 166, Heft 4,
April 2024
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 04 April 2024  
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TAM-Versorgungsengpässe: Bundesrat lässt Tierärzteschaft allein

Patrizia Andina und Nicole Jegerlehner

Die Situation spitzt sich zu: In der Tiermedizin fehlen zunehmend wichtige Medikamente. In zwei Interpellationen hat die Tierärzteschaft den Bundesrat um eine Einschätzung möglicher Massnahmen angefragt. Die Behörden wollen nicht aktiv werden.

Die Tierarzneimittelversorgung der Schweiz hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert. Unterdessen fehlen immer mehr lebensnotwendige Medikamente, insbesondere für Nutztiere. So zum Beispiel Calcium-Infusionen, ein Notfallmedikament für Kühe nach der Geburt. Bei einem akuten Mangel sterben die Tiere ohne Infusion innerhalb von Stunden.

Zwei Interpellationen

In der vergangenen Wintersession hat die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) in zwei Interpellationen mehrere Lösungsvorschläge skizziert. So hat der Luzerner Mitte-Nationalrat Leo Müller in seiner Interpellation «Wie kann der Versorgungsengpass bei Tierarzneimitteln beseitigt werden?» danach gefragt, wie die veterinärpharmazeutischen Firmen Sammelbestellungen für Importe von fehlenden Tierarzneimitteln (TAM) organisieren, wenn sie die Tierarztpraxen nicht auf ihre Sammelbestellungen aufmerksam machen dürfen. Und er wollte vom Bundesrat wissen, ob er die Möglichkeit sehe, dass bereits bei einem sich abzeichnenden Versorgungsengpass Importe bewilligt werden können – also bevor überhaupt kein Wirkstoff mehr vorhanden ist.

Martin Haab, SVP-Nationalrat aus dem Kanton Zürich und Vertreter des Bauernverbands, stellte seine Interpellation unter den Titel «Liefer- und Versorgungsengpässe im Tierarzneimittelbereich, wie weiter im Schweizer Markt?» Unter anderem fragte er den Bundesrat: «Wann wird die obligatorische Meldestelle für Liefer- und Versorgungsengpässe bei Tierarzneimittel entsprechend der Empfehlung der Eidgenössischen Finanzkontrolle umgesetzt?» Und er fragte auch, ob es sich der Bundesrat vorstellen könne, dass die Schweiz EU-Zulassungen im Tierarzneimittelbereich automatisch übernehme.

Bundesrat lehnt Ideen ab

Der Bundesrat hat all diese Lösungsvorschläge abgelehnt. Zu einer obligatorischen Meldestelle schreibt er in seiner Antwort, der geplante Ausbau der Meldeplattform bei Humanarzneimitteln werde modular aufgebaut, so dass ein späterer Einbezug von Tierarzneimitteln ab etwa 2026 möglich sei.

In einer Medienmitteilung hat die GST Politik und Behörden aufgefordert, die Anliegen der GST umzusetzen und wenn nötig rechtliche Anpassungen vorzunehmen. Die Tiere, die Tierhaltenden und die Tierärzteschaft sollen nicht darunter leiden, dass niemand die nötigen Massnahmen umsetzen will.

Die Tierärzteschaft ist täglich von Liefer- und Versorgungsengpässen betroffen. Tierarztpraxen brauchen viel Zeit, um Alternativen zu beschaffen. Die Gründe sind vielfältig: Der kleine Schweizer Markt mit den speziellen Anforderungen erschwert Zulassungen. Hohe Anforderungen an die Qualität machen die Produktion in der Schweiz unrentabel. Es gibt keine Bundesstelle, die die Engpässe koordiniert, und Importe werden durch unzählige Hürden erschwert.

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