Fokus
Beliebte Hühner
Wer Hühner hält, muss sich ein Grundwissen aneignen. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen hat dazu eine Broschüre erarbeitet.
«Möchten Sie eigene Hühner halten? Mit diesem Gedanken sind Sie nicht allein: In der Schweiz gibt es schätzungsweise 70 000 private Haltungen – und es werden immer mehr.» Diese Worte bilden den Auftakt der Informationskampagne «So halten Sie Hühner richtig». Mit dem Ziel, Privatpersonen mit grundlegendem Wissen für das erfolgreiche Halten einer eigenen Hühnerschar auszustatten, haben das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und der Schweizer Tierschutz (STS) eine Broschüre und eine Webseite zusammengestellt. Praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte finden im vorliegenden Artikel Informationen zu häufigen Gesundheitsproblemen bei Hühnern.
Geeignetes Hühnerfutter
Die Kampagne geht unter anderem auf die Fütterung ein. Die Rationen für Hühner können kommerziell zubereitet, selbst gemischt oder eine Kombination aus beidem sein. Sie müssen ernährungsphysiologisch ausgewogen sein und den Bedürfnissen der Hühner je nach Alter, Grösse, Gewicht und der erwarteten Legeleistung entsprechen. Für die meisten Hühnerhaltenden ist die Verwendung eines kommerziellen Alleinfuttermittels der einfachste Weg, die Grundlage für eine ausgewogene Fütterung zu schaffen.
Die Fütterung von pelletiertem oder Mehlfutter gewährleistet dabei eine gleichmässige Aufnahme aller Futterbestandteile, weil die Tiere nicht einzelne Komponenten selektieren können und insbesondere eine ausreichende Versorgung mit dem, falls separat angeboten, eher unbeliebten Calcium zur Eischalenbildung gewährleistet ist.
Durch Hitze, Sonnenlicht, Sauerstoff und vielem mehr werden die im Futter enthaltenen Nährstoffe abgebaut. Als Faustregel gilt daher, nur so viel Futtermittel zu kaufen, wie innerhalb von sechs Wochen nach der Herstellung verfüttert wird. Die Lagerung in versiegelten Behältern schützt vor Insekten- und Nagerbefall.
Die Verwertung von Küchenresten ist ein beliebtes Argument für die Hobbyhühnerhaltung. Sofern Rüstabfälle in hygienisch vertretbarem Zustand sind, spricht nichts dagegen, sie als «Leckerli» zusätzlich zur eigentlichen Fütterung und zeitlich erst nach der Basisration anzubieten. Gleiches gilt für Futter zur Beschäftigung wie beispielsweise Salat. Darüber hinaus kann ein Pickstein dazu beitragen, eine ausreichende Calciumversorgung insbesondere für eierlegende Tiere sicherzustellen. Teigwaren, Kartoffeln oder Brot sind aufgrund des hohen Gehalts an Kohlenhydraten kein geeignetes Hühnerfutter.
Fütterungsbedingte Erkrankungen
Einige Erkrankungen sind fütterungsbedingt, so beispielsweise das Fettleber-Hämorrhagie-Syndrom. Die Lipogenese findet beim Vogel hauptsächlich in der Leber statt. Eine der Legeleistung nicht angepasste, einseitig kohlenhydratreiche Fütterung – beispielsweise mit Brot, Teigwaren und Kartoffeln – trägt zu diesem multifaktoriellen Geschehen massgeblich bei. Neben dem progressiven Funktionsverlust der Leber enden akute Hämorrhagien nach Leberriss häufig tödlich.
Auch die Eingeweide-, Nieren- und Gelenksgicht ist fütterungsbedingt. Harnsäure wird beim gesunden Vogel renal ausgeschieden. Ist die Exkretion gestört, steigt der Harnsäurespiegel im Blut, und Harnsäurekristalle fällen in Gelenken sowie in und auf den Organen der Coelomhöhle aus. Die Ursachen für die zugrundeliegenden Nierenschäden sind häufig nutritiv bedingt, durch einen Proteinüberschuss im Futter oder Vitamin-A- und Wassermangel.
Lange Grashalme, meist in Kombination mit zu wenig Grit und Wasser, können sich zu Bezoaren im Gastrointestinaltrakt heranbilden und durch Anschoppung in einem Ileus münden. Charakteristisch sind chronisch abgemagerte Tiere mit erhaltenem Appetit und teils aufgeblähtem Kropf, sowie ein gehäuftes Auftreten im Frühjahr oder Frühsommer.
«Gerettete» Legehennen
Da die Legehybriden auch nach ihrer «Frühpensionierung» genetisch auf eine hohe Legeleistung ausgerichtet sind, muss eine optimale Nährstoffversorgung mit ausreichend hohem Calciumangebot auch in der Privathaltung gewährleistet sein.
Bedingt durch die vorangegangene, intensive Zucht und die Nutzung als Eierproduzentin sind diese Tiere jedoch oftmals prädestiniert für Entzündungen des Legeapparates. Da das Hauptaugenmerk der Retterinnen und Retter der Legehennen meist nicht auf die Legeleistung fokussiert ist, besteht bei fortgeschrittenem, fibrinösem Entzündungsgeschehen in der Coelomhöhle die Therapie der Wahl in der chirurgischen Entfernung des gesamten Legedarmes, einschliesslich der häufig sehr grossen Konglomeraten aus Entzündungsprodukten und Eifragmenten, die das Oviduct ausfüllen und verlegen. Die Aktivität des Ovars muss anschliessend dauerhaft hormonell unterdrückt werden, beispielsweise mit Deslorelin-Implantaten.
Die Mauser
Die Haltungsdauer auf kommerziellen Legebetrieben bemisst sich in der Regel an der Persistenz der Legeleistung. Die Anschaffung eines ausgemusterten Legehybriden kann daher mit einer Legepause und der damit verbundenen, physiologischen Mauser zusammenfallen.
In kommerziellen Haltungen mit einem mehrjährigen Umtrieb wird die Mauser meist unter anderem durch die Gabe von nährstoffarmem Futter induziert; gleichzeitig wird so die Eierproduktion gedrosselt.
In einer Hobbyhaltung, in der die Mauser spontan auftritt, muss umgekehrt eine bedarfsgerechte Fütterung sichergestellt sein. Insbesondere der Bedarf an schwefelhaltigen Aminosäuren ist durch die Federneubildung erhöht, jedoch deckt ein dem Alter und der Leistung der Tiere entsprechendes, kommerzielles Hühnerfutter auch hier wiederum alle Bedürfnisse. Die schlechtere Isolation durch das fehlende Federkleid kann sich in einem erhöhten Energieverbrauch manifestieren. Die empfindliche Phase der Federneubildung kann mit abgebrochenen und blutenden Federschäften und damit verbundenen Sekundärinfektionen einhergehen.
«Gluckige» Hennen
Brütende Hühner stellen Tierhaltende manchmal vor eine Herausforderung: wenn deren Bruterfolg ausbleibt und die Henne zur chronischen Dauerbrüterin wird, die ihr Gelege – oder auch das leere Nest – kaum mehr verlässt, und daher fast nicht mehr zur Futteraufnahme bewegt werden kann, zunehmend abmagert und ihren Platz im Sozialgefüge der Herde verliert.
Neben diversen Hausmitteln – die meisten davon nicht mit den gesetzlichen Vorgaben zum Tierschutz vereinbar – kann auch hierbei bereits präventiv mittels Hormonpräparaten interveniert werden. Da die Gluckigkeit saisonal auftritt, ist es ausreichend, die Ovaraktivität mittels Deslorelin über etwa sechs Monate zu unterdrücken.
Weiterführende Informationen zur tiergerechten Haltung von Hühnern:
huehnerrichtighalten.ch
blv.admin.ch