Laudatio

Brücken müssen und wollen gebaut werden!

Am 31. Mai 2021 ging Peter Glauser nach acht Jahren als Geschäftsführer in Pension. Die GST verabschiedet einen versierten Organisator, Macher und Brückenbauer.

Es ist der 1. März 2013. In einer eher turbulenten Phase hat Peter Glauser, promovierter Geograf, das Amt des Geschäftsführers der GST angetreten. Der gleichzeitige Wechsel im Präsidium, die anstehende 200-Jahr-Feier und die standespolitische Situation der GST mit der Strukturreform haben seinen Start von Anfang herausfordernd gestaltet.

Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen, der Geschäftsstelle, den Sektionen, den Gremien, der SAT-Redaktion und dem ehemaligen und aktuellen Vorstand, wollen wir Peter Glauser in den wohlverdienten Ruhestand entlassen. Dies aber nicht ohne vorher Stationen seines effizienten und prosperierenden Wirkens zu beleuchten und zu würdigen.

Peter Glauser – der Macher

Bei seinem Antritt als GST Geschäftsführer hat Peter Glauser einen Verband angetroffen, der gerade wieder eine Statutenrevision abgeschlossen hatte, der einen Präsidiumswechsel hinter sich hatte, und vor allem einen Verband, der zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt war.

Mit seiner ruhigen, empathischen, offenen und kommunikativen Art ist es Peter Glauser schnell gelungen, das Vertrauen des Personals auf der Geschäftsstelle, des Vorstands, der Sektionspräsidentinnen und -präsidenten sowie der Mitglieder zu gewinnen.

Die professionelle Führung der Geschäftsstelle hatte für ihn Vorrang. Mit dem bescheidenen Budget der GST – vergessen wir nicht den Wegfall des Erlöses aus dem Heimtierpassverkauf Ende 2014 – entwickelte er eine stetige Steigerung der Professionalisierung der Geschäftsstelle durch ausgewiesene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Rechtsdienst, Veterinärwissen, Medien, IT und Ökonomie. Das ermöglicht heute eine effiziente Bearbeitung der verschiedenen Dossiers, welche unser Verband zu behandeln hat. Dies war das eine, das Handwerkliche.

Das andere sind Erfolge, die ausserhalb des rein Organisatorischen angesiedelt werden können.

Die Idee der Habsburger-Gespräche stammt von Peter Glauser. Das Prinzip besteht darin, eine wichtige Thematik mit verschiedensten Akteuren und Stakeholdern aus der Tierärzteschaft aufzugreifen und erste, offene Diskussionen zu führen. Die daraus entstehenden Erkenntnisse werden anschliessend an der Vorstandsklausur tiefer bearbeitet und später als Vorschläge oder Massnahmen in konzentrierter Form an den Präsidentenkonferenzen und der Delegiertenversammlung weiterdiskutiert oder bereits verabschiedet.

Ein Paradebeispiel von Peter Glausers Arbeitsweise und Effizienz ist die Änderung der Pikettdienstverordnung zugunsten der Tierärztinnen und Tierärzten, die in weniger als zwei Jahren realisiert werden konnte. Nur mit einer klugen Strategie und dem Einbezug der beteiligten Sektionen und nationalen Verbände war dieses Meisterstück möglich geworden.

In seine Zeit fallen auch die stark diskutierte Einführung der Doppelmitgliedschaft, die Thematik mit den «TPA-Nutztiere versus Veterinärtechniker» und die Herausforderungen durch die stetig wachsende Mitgliederzahl. Angestossen und umgesetzt wurde die Herausgabe der Branchenlösungen für das Arbeitsrecht und die Arbeitssicherheit.

Eine seiner Fähigkeiten war, relevante Vernehmlassungen frühzeitig zu erkennen und zu bearbeiten. Sein Networking mit den Ansprechpartnern der Kantone, des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), der Vetsuisse-Fakultät und den verwandten Verbänden der blauen Berufe haben die wichtige Rolle der GST als erste Anlaufstelle für alle Fragen ums Tierwohl in der Schweiz gefestigt. Hierzu gehört auch das grosse Engagement im Bereich der Bekämpfung der Antibiotika­resistenzen. Gerne erinnern wir uns an die Medienkonferenz 2015 zu eben dieser Problematik. Es war ein weises Vorausschauen und der Erfolg war die Einigung aller Sektionen und Kantone im Bereich IS-ABV! Als Resultat daraus wird unser Berufsverband heute durch Politik und Medien viel stärker wahrgenommen.

Für das SAT bedeutete seine Jahre als Geschäftsführer eine von Grund auf und komplette Erneuerung. Es entstand ein kombiniertes Heft und Sprachrohr für den gesamten Berufsverband einerseits und andererseits wurde der wissenschaftliche Teil und das Einreichverfahren sowie auch der Korrekturleseprozess von Grund auf erneuert. Die Einreichungen der Manuskripte auf CD und die Korrekturen von Hand haben einem top modernen Einreichungssystem Platz gemacht. Durch die gute finanzielle Führung der GST und durch die Einbindung von Werbung steht das SAT als einzige wissenschaftliche veterinärmedizinische Fachzeitschrift durch «open access» der Fachwelt ohne Publikationsgebühren offen. Die Publikation der Zusammenfassungen in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englischt zeigt die Schweizer Tradition zur Förderung der Sprachenvielfalt. Mit dem neu eingesetzten wissenschaftlichen Redaktor und dem Beirat hat sich das SAT als älteste veterinärmedizinisch Fachzeitschrift als wichtiges Weiterbildungsorgan etabliert.

Peter Glauser – der Brückenbauer

«Oft ist es nicht der Inhalt, sondern nur der vorgetragene Ton, der Dinge nicht akzeptieren lässt». Eine der Stärken von Peter Glauser war es, diesem Umstand entgegenzuwirken. So die Einführung von Arbeitsgruppen, um damit von Anfang an alle Beteiligten an einen Tisch zu holen.

Auch das neue Curriculum – und darin ist auch die bereits 2017 entstandene Initiative «Lehrtierärztinnen» verpackt – war für alle Beteiligten eine Herausforderung. In diesem Bereich hat sich die Zusammenarbeit mit dem BLV, der Vetsuisse, der Vereinigung der Kantonstierärztinnen und Kantonstierärzte und der GST verbessert. Der daraus entstandene regelmässiger Austausch wird von allen geschätzt. Peter Glauser gilt auch als Mitbegründer des blauen Tisches, einem Austausch mit der SSO, der FMH, den Chiropraktikern und der Pharmasuisse. Seine Suche galt einer engen und eben nicht konflikt- sondern lösungsorientierten Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachstellen und Ämtern. Und dies immer mit den richtigen Fachleuten auf der Geschäftsstelle und der entsprechenden professionellen Begleitung.

Bei der Ausarbeitung und Neugestaltung der Standesordnung und der Ethischen Grundsätze hatte der Standesrat in Peter Glauser einen wertvollen Begleiter. Nicht gegeneinander, sondern miteinander – das war sein Tenor.

Ein Brückenschlag hat es auch mit dem Bauernverband, dem BLV und dem Bundesamt für Landwirtschaft gegeben. Das Resultat kennen wir alle, die Gründung von «Nutztiergesundheit Schweiz» (NTGS). Und vergessen wir nicht die breite Akzeptanz und den damit verbundenen Erfolg der Schweizerischen Tierärztetage.

Peter Glauser vernetzte die GST und bildete Kontakte mit allen relevanten Branchen. Nicht nur innerhalb der Schweiz, sondern auch mit den Veterinärbranchen in Deutschland und Österreich. Ein unbestrittener Höhepunkt war der Freundschaftsvertrag mit dem Bundesverband praktizierender Tierärzte und die offizielle Feier in der Schweizer Botschaft in Berlin.

Er war überzeugt, um lösungsorientiert gestalten zu können braucht es aus den verschiedensten Bereichen engagierte Persönlichkeiten mit einer grossen Erfahrung. Er fand diese in den Sektionen, im Vorstand und unter den Mitgliedern der GST. Sein Ziel war, das fachlich unschätzbare Wissen in den Sektionen mit der täglichen, professionellen Arbeit auf der Geschäftsstelle zu verknüpfen. Und dieses Ziel hat er erreicht!

Das Resultat all dieser Anstrengungen kennen wir. Die GST ist gesund, demokratisch, partizipativ, vernetzt und basisorientiert. Stark genug, um mit der notwendigen Pflege die kommenden Herausforderungen zu meistern.

Peter Glauser – der Mensch

«Es gibt eigentlich nur ein wichtiges Projekt bei der Übergabe. Das ist die GST, die Gesellschaft». Eine typische Antwort für Peter Glauser. Sie ist die Leitlinie für seine persönliche Arbeit und sein Engagement. Aber sie ist es auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle. Das dem so ist, dafür hat er gearbeitet und sich engagiert.

Als Geschäftsführer hat er die wichtigen Errungenschaften nie als sein Verdienst auf die eigene Fahne geschrieben. Die Entwicklung in all den Jahren betrachtete er immer als Früchte gemeinsamer Anstrengungen und für ihn braucht es zum Gelingen mehr als eine Person. Man muss ermöglichen und nicht verhindern, so sein Credo. Und dazu braucht es ein Team und ein Netzwerk von Engagierten. Er hat sich lieber im Hintergrund gehalten, aber von dort aus alles perfekt orchestriert.

So haben wir ihn erlebt! Als Macher und als Brückenbauer. Aber nicht nur so; er ist auch ein Mann mit Herz, ein toller Kollege und für viele auch ein guter Freund.
Im Namen der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte bedanken ich mich bei Dir für Deine wertvolle Arbeit zu Gunsten des Verbandes. Für die Zukunft wünschen wir Dir, lieber Peter, alle nur das Beste. Musse und Freude, um Deinen sportlichen Aktivitäten nachzugehen, Deine geliebte Bergwelt zu geniessen und viel Zeit für Deine Familie.

Isidor Bürgi-Oechslin

Der Brückenbauer unterwegs: Ein entspannter Peter Glauser nach erfolgreicher Klausur der Geschäftsstelle.