Laudatio

Adrian Steiner 60 Jahre

Adrian Steiner, ordentlicher Professor für Krankheiten der Wiederkäuer und Direktor der Nutztierklinik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern, feiert im Oktober seinen 60. Geburtstag. Wir freuen uns deshalb, ihm aus diesem Grund das Oktober-Heft des Schweizer Archivs für Tierheilkunde zu widmen und ihm für alles, was er bisher für die Veterinärmedizin geleistet hat, zu danken.

Adrian Steiner wurde am 17. Oktober 1959 in Zürich geboren und ist im Kanton Glarus aufgewachsen, wo er auch die Primar- und Kantonsschule besuchte. Nach dem Veterinärmedizin-Studium in Zürich mit Abschluss im Jahr 1984 arbeitete er zunächst 1½ Jahre als Assistent an der Medizinischen Abteilung für Pferde der Universität Zürich, wo er auch seine Dissertation zur Behandlung des equinen Sarkoids mit einem Immuntherapeutikum anfertigte und 1988 promovierte. Im Jahr 1986 wechselte er an die Abteilung für Rinder der Chirurgischen Grosstierklinik, ebenfalls in Zürich. Hier erlernte er die Grundlagen der Nutztierchirurgie und entwickelte seine Passion für dieses Fachgebiet. Es dürfte unnötig sein, hier zu erwähnen, dass er sich dementsprechend zu einem hervorragenden Nutztierchirurgen entwickelte.

Von 1991 bis 1993 war er bei Professor Allen Roussel an der Texas A&M University, wo er mit einer Arbeit über die myoelektrische Aktivität des Zäkums und der Ansa proximalis coli den Master of Science erlangte. Diese Arbeit war klinisch sehr relevant, da die Blinddarmdilatation, welche als Störung der genannten Aktivität zu interpretieren ist, beim Rind eine grosse ­Rolle spielt. Das Forschungsgebiet hat ihn deshalb noch lange beschäftigt und immer wieder wurden zum Thema der Hohlorganmotorik unter seiner Leitung Forschungsarbeiten mit wechselnden Fragestellungen bearbeitet.

1993 kam er nach Bern, wo er sich 1995 unter Professor Johannes Martig mit der Arbeit New aspects of cecal ­motility and medical and surgical treatment of caecal dilatation in cattle habilitierte.

Prof. Steiner ist Diplomate des European College of Veterinary Surgeons (ECVS) und des European College of Bovine Health Management (ECBHM). Im Jahr 2000 wurde er zum ausserordentlichen und 2003 zum ordentlichen Professor für Krankheiten der Wiederkäuer und zum Direktor der Wiederkäuerklinik der Universität Bern ernannt. Von 2011 bis 2014 war er zudem Direktor des Departements für klinische Veterinärmedizin der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern, eine Aufgabe, die er Anfang 2019 erneut übernommen hat.

Einen Schwerpunkt der Forschungstätigkeit von Prof. Steiner bildeten bis vor wenigen Jahren die schon erwähnten Untersuchungen zur Motilität des Magendarmtrakts. Aktuelle Schwerpunkte stellen die Klauengesundheit, die Lahmheitsdetektion mittels Pedometer und die seit mehreren Jahren auf seiner Homepage unter dem Begriff Animal Welfare zusammengefassten Aktivitäten dar. Als Vorstandsmitglied der Schweizerischen Klauenpflegevereinigung hat er sich für die Ausbildung der Klauenpfleger eingesetzt und an der Schweizer Technik der funktionellen Klauenpflege massgebend mitgearbeitet. Adrian Steiner hat in den letzten 20 Jahren immer wieder aktuelle, weit über die Nutztierchirurgie hinausgehende, für die Tiergesundheit und den Tierschutz relevante Probleme in der Landwirtschaft aufgegriffen, wissenschaftlich bearbeitet und in renommierten veterinärmedizinischen Zeitschriften wie z.B. dem Journal of Dairy Science oder dem Veterinary Record publiziert. Es gelang ihm so, Missstände aufzudecken und Lösungsvorschläge für die Praxis zu präsentieren, die danach von den Behörden, der praktizierenden Tierärzteschaft und den Tierhaltenden umgesetzt wurden. Als Beispiele sollen die Arbeiten zur Moderhinke der Schafe und zur Kastration männlicher Kälber und Lämmer aufgeführt werden. Es gelang ihm und seinem Team, mittels experimenteller Untersuchungen und dem Vergleich verschiedener Kastrationsverfahren, Richtlinien für eine möglichst schmerzfreie Kastration dieser Tiere zu erarbeiten. In den letzten Jahren waren es die Missstände an grossen Viehausstellungen, die ihn beschäftigten: Hochleistungskühe werden vor Ausstellungen oft bis zu 24 Stunden nicht gemolken, damit ihre Euter besonders prall (und in den Augen der Züchter) besonders schön erscheinen. An diesem Beispiel kann Adrian Steiners stufenweises Vorgehen treffend beschrieben werden: Zuerst wurde in einem kontrollierten Versuch gezeigt, dass die verlängerten Zwischenmelkzeiten das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kühe beeinträchtigen. Um einen Hinweis für die Bedeutung des Problems der vor Ausstellungen nicht gemolkenen Kühe zu erhalten, hat er dann mit seinem Team an grossen Milchviehausstellungen Kühe untersucht und bei einem beträchtlichen Teil Euterödeme festgestellt, welche auf das Nichtmelken zurückzuführen waren. Darauf entwickelte er ein standardisiertes Ultraschall-Scoring-System, um die verschiedenen Schweregrade der Euterüberladung zu erkennen und zu objektivieren. In einer weiteren Studie über Risikofaktoren für das Auftreten von Euterödemen an Ausstellungen wurde bestätigt, dass eine zu lange Zwischenmelkzeit der wichtigste Faktor ist. Heute ist die Ultraschalluntersuchung als verlässliches Instrument zum Nachweis nicht gemolkener Euter etabliert. Den praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten werden Kurse für das Erlernen der Eutersonographie angeboten und an den grossen Viehausstellungen werden die Kühe heute sonographisch auf Euterödeme untersucht und gegebenenfalls zurückgewiesen.

Insgesamt hat Adrian Steiner über 200 wissenschaftliche Arbeiten als Erstautor, Co-Autor oder Senior-Autor publiziert. Im Weiteren hat er zahlreiche Buchbeiträge in renommierten Büchern verfasst, unter anderem auch im deutschsprachigen Standardwerk Innere Medizin und Chirurgie des Rindes und im Referenzwerk der Nutztierchirurgie Farm Animal Surgery. Eine Folge seiner überaus erfolgreichen Forschungsaktivitäten ist, dass er national und international stets zu zahlreichen Vorträgen eingeladen wird, was allerdings nicht nur eine grosse Ehre, sondern eine ebenso grosse zeitliche Belastung darstellt.

Es versteht sich von selbst, dass solche Leistungen nur mit einem Team hochmotivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgreich erbracht werden können und dass Adrian Steiner bei der Motivation eine zentrale Rolle zukommt. Er setzt sich auch sehr stark für die Aus- und Weiterbildung junger Tierärztinnen und Tierärzte (FVH, ECBHM) und für die Weiterentwicklung der Bestandsmedizin in der Schweiz ein. Adrian Steiner ist auch für die Studierenden ein überaus geschätzter Lehrer und wurde von ihnen mehrmals als Teacher of the Year ausgezeichnet. Er versteht es, die Studierenden für das Fachgebiet der Nutztierchirurgie zu begeistern. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass der Schwerpunkt Nutztiere von den Studierenden besonders gern und häufig gewählt wird.

Privat ist Adrian Steiner, neben seiner Tätigkeit als Tierarzt und Professor, auch Fussball-Fan der Berner Young Boys und des FC Barcelona. Wie an uns herangetragen wurde, ist er regelmässig an Fussballmatches zu sehen. Die Wochenenden verbringt er oft in seiner Ferienwohnung im Berner Oberland, wo er sehr gerne Velo fährt und wandert. Schliesslich soll er auch gern Konzerte besuchen, wobei das Spektrum vom Rock bis zur Oper reicht.

Zusammenfassend ist Adrian Steiner ein hervorragender Vertreter seines Fachgebiets und international hochangesehen. Sein Einsatz für die Nutzierchirurgie, die Verbesserung der Tiergesundheit und des Tierschutzes, z.B. in Bezug auf Moderhinke, Kastration und Tierausstellungen, ist wegweisend. Zudem ist er ein hervorragender Lehrer für die Studierenden und für die praktizierende Tierärzteschaft ein wichtiger Ansprechpartner. Für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist er ein äusserst geschätzter und respektierter Vorgesetzter. Wir gratulieren Adrian Steiner sehr herzlich zu seinem 60. Geburtstag, wünschen ihm weiterhin gute Gesundheit und sprechen ihm für seinen immensen Einsatz unseren grossen Dank aus. Wir sind glücklich, dass wir einen Teil unseres ­Weges mit ihm gehen und von seinen zahlreichen ­Fähigkeiten profitieren durften. Die Beiträge des hier vorliegenden Hefts sind Adrian Steiner von seinen ­Kolleginnen, Kollegen und Freunden sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum 60. Geburtstag gewidmet. Im Namen aller Autorinnen und Autoren des vorliegenden Heftes und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ueli Braun
Mireille Meylan
Gaby Hirsbrunner

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