Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 159, Heft 11,
November 2017
 
Thema Antibiotic Awareness Week 2017  
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 02 November 2017  
SAT archive search
Extended search

Editorial

Antibiotikaresistenzen: Zusammenarbeit trägt Früchte

Das Phänomen der Resistenz gegen antibiotische Wirkstoffe beschäftigt alle Medizinalberufe schon seit vielen Jahren. Angesichts der beunruhigenden Entwicklung dieses Problems ist in allen Bereichen, die in das StAR-Projekt eingebunden sind (Humanmedizin, Tiermedizin, Landwirtschaft und Umwelt), eine 2015 von der WHO verabschiedete Strategie umzusetzen.

Die Tierärztinnen und Tierärzte fungieren in diesem Projekt gleichzeitig als Schützer der öffentlichen Gesundheit und als Abgabestelle für Arzneimittel – quasi als verschreibender Arzt und Apotheker in einer Person. Diese auf sie entfallende Verantwortung wiegt umso schwerer, als die Nähe zwischen Mensch und Tier offenbar stetig zunimmt.

Die Massnahmen, die zur Einhaltung der StAREmpfehlungen zu ergreifen sind, werden seit einigen Jahren auf Ebene der GST erarbeitet, um einen Bereich zu finden, in dem sie umgesetzt werden könnten. Entsprechend den acht Hauptpunkten der nationalen Strategie bestehen die künftigen Ziele in:

  • Information an die Tierärzteschaft über Mittel zur Verminderung der Abgabe von Antibiotika (Hygiene, Impfungen, alternative Massnahmen, neue Wirkstoffe usw.).
  • Förderung der Forschung zu Bakterienstämmen in der täglichen Praxis sowie zu deren Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Antibiotika.
  • Grösstmögliche Beschränkung der Verschreibung von Reserveantibiotika zur Initialtherapie.
  • Noch stärkere Betonung des Problems in der Fortbildung und Aktualisierung einer Bestandsaufnahme der erzielten Fortschritte. Motivation zu vermehrter Probenentnahme für bakterielle Kulturen vor einer ersten antibiotischen Behandlung zur Abschätzung der Resistenzlage.
  • Verbesserung der Information und Beratung der Klienten bei Abgabe von Antibiotika.
  • Stärkung der Verantwortung der Tierhalter und Einbindung derselben in die Resistenzvorbeugung.
  • Genaue Dokumentation der Abgabe von Antibiotika durch die einzelnen Tierärztinnen und Tierärzte, um die erzielten Fortschritte mit konkreten Zahlen zu belegen und herauszufinden, ob bestimmte Regionen stärker von multiresistenten Keimen betroffen sind.
  • Anhalten der Pharmaindustrie zur Bereitstellung einer breiteren Palette von «klassischen» Antibiotika für die Praxis, mit einer an die jeweilige Spezies angepassten Formulierung.
  • Förderung einer Vereinfachung der Einführung von Wirkstoffen in der Schweiz, die in unseren Nachbarländern auf zuverlässige Weise geprüft wurden.

Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte beteiligt sich bereits an der Erarbeitung dieser Massnahmen und an der Strategie, mit der die angestrebten Ziele erreicht werden sollen. Im Rahmen der «World Antibiotic Awareness Week», die vom 13. bis 19. November 2017 stattfindet, bringt sie sich aktiv in den Austausch zwischen den verschiedenen vertretenen Berufsgruppen ein. Sie kann dabei auf die Unterstützung und Kooperation ihrer Mitglieder, der Universitätsfakultäten sowie der Veterinärdienste auf Bundes- und Kantonsebene zählen.

Zweifellos sind diese Massnahmen für die praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte mit einem nicht unerheblichen zusätzlichen Zeitaufwand verbunden. Die angesetzten Gespräche werden es ermöglichen, technische Schwierigkeiten im Feld aus dem Weg zu räumen und Wege zu finden, um ihre Durchführbarkeit zu gewährleisten.

Dr Jean-Gabriel Mottier, Vorstandsmitglied GST

 
TYPO3 Agentur