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Netzwerk Rindergesundheit: Diagnoseschlüssel für die optimierte Erfassung von Rindergesundheitsdaten
Der bestandesbetreuende Tierarzt nutzt Kennzahlen zur Einschätzung der Gesundheitssituation auf einem Milchviehbetrieb. Hierzu werden meistens Milchkontroll- und Besamungsdaten sowie eigene Dokumentationen herangezogen. Häufig fehlt jedoch ein Überblick über den Anteil verschiedener Erkrankungen im Betrieb, da die Daten nicht vorhanden oder zu ungenau sind. Die erleichterte Erfassung und Analyse von Gesundheitsdaten erweitert somit das Spektrum an Hintergrundinformationen für den Tierarzt. Mittels eines einheitlichen Diagnoseschlüssels sollen Diagnosen systematisch von Tierärzten und Landwirten erfasst und zielgerichtet genutzt werden können.
Ein klassisches Beispiel aus der Praxis: Bei einem Beratungsgespräch fragt der Bestandestierarzt den Landwirten nach der Anzahl der Nachgeburtsverhalten im Betrieb im vergangenen Jahr. Die Antwort lautet: fünf, ah nein, doch acht. Und das Rösli war ja auch noch … oder war das schon vorletztes Jahr?
Die nachträgliche Rekonstruktion von Gesundheitsdaten (klinische Befunde und Symptome, Behandlungsdaten, prophylaktische Behandlungen, Abgangsgründe, Aborte und Missbildungen etc.) ist aufwändig und ungenau. Steht den Tierhaltern und Tierärzten laufend eine gute und repräsentative Datengrundlage zur Verfügung, ist dies eine Unterstützung für eine wirksame tierärztliche Beratung im Rahmen des Herdenmanagements. Dies stärkt die Rolle des Tierarztes am Betrieb.
Die elektronische Erfassung von Tier- und Betriebsdaten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Für eine breite Akzeptanz aus Nutzersicht müssen jedoch der administrative Aufwand gering und die Datenerfassung benutzerfreundlich sein. Das 2014 lancierte Projekt «Netzwerk Rindergesundheit» hat zum Ziel, die Erfassungen von Gesundheitsdaten für Rinder auf Stufe Landwirt und Tierarzt zu verbessern sowie die zielgerichtete Nutzung der Gesundheitsdaten zu fördern.
Projekt «Netzwerk Rindergesundheit»
Im Projekt «Netzwerk Rindergesundheit» arbeiten das BLV mit Vertretern der Tierärzteschaft (SVW, RGD, Vetsuisse-Fakultät, am Projekt beteiligte praktizierende Tierärzte) und den Rinderzuchtorganisationen (Braunvieh Schweiz, swissherdbook und Holsteinzuchtverband) seit 2014 gemeinsam an der Verbesserung der Gesundheitsdaten-Erfassung. Dies mit dem Ziel, künftig Gesundheitsdaten in hoher Qualität für die Bestandesbetreuung, das Herdenmanagement, die Zucht von robusten Tieren sowie die Früherkennung von Gesundheitsproblemen verfügbar zu haben.
Im Laufe der ersten Projektphase 2015 konnten mit Hilfe der Projekt-Tierärzte Optimierungen in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit der elektronischen Behandlungsjournale der Zuchtorganisationen identifiziert und umgesetzt werden. Ein wichtiger Meilenstein ist die Lancierung des neuen Diagnoseschlüssels im Dezember 2016, welcher im Rahmen des Projektes intensiv durch die Tierärzteschaft überprüft worden ist. Dieser Diagnoseschlüssel soll als Basis für die einheitliche Erfassung von Rindergesundheitsdaten durch Landwirte und Tierärzte dienen. Als nächstes Ziel wird mit Hochdruck an der Umsetzung der EDV-Schnittstellen zwischen tierärztlichen Praxis-Softwares und den Internet-Plattformen der Zuchtorganisationen (www.redonline.ch, www.brunanet.ch, www.holsteinvision.ch) gearbeitet, sodass bisherige Doppelspurigkeiten in der Datenerfassung zukünftig vermieden werden.
Erweiterung des Diagnoseschlüssels
Der Diagnoseschlüssel stellt die Basis für eine systematische Erfassung von Diagnosen sowie prophylaktischen Massnahmen dar. Mit dessen Hilfe können unabhängig von der erfassenden Person einheitliche Diagnosen für Rinder registriert, sowie dauerhaft und leserlich gespeichert werden. Im Rahmen des Projekts Netzwerk Rindergesundheit wurde der Diagnoseschlüssel überarbeitet: Mit dem neuen Diagnoseschlüssel soll die Gesundheitsdaten- Erfassung für Landwirte und Tierärzte noch intuitiver gestaltet und damit die Qualität der erfassten Daten erhöht werden.
Neu hinzugekommen ist beispielsweise die Auswahlmöglichkeit Trächtigkeits-Untersuchung im Organsystem Geburt, Fortpflanzung. Es kann zwischen Trächtigkeits-Untersuchung positiv, negativ und unklar ausgewählt werden und um die Angabe der Methode manuell/US/Fertalys erweitert werden. Auch die Angabe von Mastitis-Erregern als Mehrfachauswahl ist nun möglich. Zusätzliche Auswahlmöglichkeiten im Organsystem Symptome und sonstige Störungen tragen dazu bei, die Früherkennung von neuen und wiederauftretenden Krankheiten sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene zu stärken.
Der Diagnoseschlüssel gibt für alle Organsysteme Untergruppen zur Auswahl, damit alle Diagnosen im gewünschten Detaillierungsgrad erfasst werden können. Eine Zusammenfassung der für die tägliche Arbeit in der Rinderpraxis wichtigsten Diagnosen liegt dieser Ausgabe des SAT bei. Rinderzüchter erhalten im Dezember 2016 von ihren Zuchtverbänden eine Tierhalter-spezifische Kurzfassung mit Codes, welche vermehrt von den Landwirten selbst erfasst werden. Sowohl die Kurzfassungen als die vollständige Version des neuen Diagnoseschlüssels finden Sie unter http://asr-ch.ch/de/reglemente-downloads/ und auf den Webseiten der SVW, des RGD, der Vetsuisse und des BLV.
Weitere Informationen zum Netzwerk Rindergesundheit finden Sie auf der Webseite des BLV.
Erweiterter Diagnoseschlüssel
Im Rahmen des Projekts Netzwerk Rindergesundheit wurde der Diagnoseschlüssel überarbeitet: Mit dem neuen Diagnoseschlüssel soll die Gesundheitsdaten-Erfassung für Landwirte und Tierärzte noch intuitiver gestaltet und damit die Qualität der erfassten Daten erhöht werden.
Der Diagnoseschlüssel gibt für alle Organsysteme Untergruppen zur Auswahl, damit alle Diagnosen im gewünschten Detaillierungsgrad erfasst werden können. Eine Zusammenfassung der für die tägliche Arbeit in der Rinderpraxis wichtigsten Diagnosen finden Sie in dieser SAT-Ausgabe als Beilage.
Sowohl die Kurzfassungen als die vollständige Version des neuen Diagnoseschlüssels finden Sie unter http://asr-ch.ch/de/reglemente-downloads/ und auf den Webseiten der SVW, des RGD, der Vetsuisse und des BLV.
Weitere Informationen zum Netzwerk Rindergesundheit finden Sie auf der Webseite des BLV.
Vorteile der elektronischen Erfassung von Gesundheitsdaten
Durch eine Vernetzung von Gesundheits- und Produktionsdaten können beispielsweise die primären und sekundären Kennzahlen von Eutergesundheit und Fruchtbarkeit automatisch generiert werden, was den Bestandestierärzten die Vorbereitung des Betriebsbesuchs erleichtert und einen raschen Überblick über Herdengesundheitsmerkmale erlaubt.
Die Zuchtorganisationen sind zur Generierung und Berechnung von neuen Zuchtwerten für Gesundheitsmerkmale auf eine hohe Datenquantität angewiesen. Die Zucht von gesunden Tieren (Stichwort Fitness und Langlebigkeit) kann dadurch unterstützt und die Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Genetik gefördert werden. Für Prüfbetriebe ist die elektronische Erfassung von Gesundheitsdaten gemäss Vertrag mit den Zuchtorganisationen zudem obligatorisch.
Für die Früherkennung von Seuchenausbrüchen oder Tiergesundheitsproblemen sind Gesundheitsdaten ebenfalls sehr wertvoll. Denn durch regionale oder nationale Auswertungen der Daten können Tiergesundheitsprobleme oder Seuchenausbrüche frühzeitig erkannt und rechtzeitig Massnahmen ergriffen werden. Denn auch wenn die Schweiz im internationalen Standard über einen sehr hohen Tiergesundheitsstatus verfügt, ist die Früherkennung von neu- und wiederauftretenden Tierseuchen und Zoonosen wichtig, um diesen hohen Status beizubehalten und negative Auswirkungen auf die tierische und menschliche Gesundheit zu verhindern.
Download SAT-Beilage:
Erweiterter Diagnoseschlüssel – Zusammenfassung wichtigste Diagnosen (PDF)