Sektionen
200 Jahre SAT: Buchzeichen in alten Jahrgängen
Zum Jubiläum des Bestehens des Schweizer Archivs für Tierheilkunde (SAT) seit 200 Jahren führte die Schweizerische Vereinigung für Geschichte der Veterinärmedizin am 30. April 2016 eine wissenschaftliche Veranstaltung durch. Der Hörsaal der Semper-Sternwarte in Zürich bot den gehörigen historischen Rahmen, obschon bei der Einweihung der Sternwarte das SAT schon fast 50 Jahre alt war.
Bereits in der Neuen Zürcher Zeitung vom 26. August 1822 findet sich ein ausführlicher Bericht über das Erscheinen des SAT (2. Band, viertes Heft) mit einer Übersicht der darin veröffentlichten Artikel. Zurzeit ist die ETH-Bibliothek daran, alle Jahrgänge des SAT zu digitalisieren. Damit wird unsere Zeitschrift als Teil des kulturellen Erbes der Schweiz im Internet zugänglich sein.
Trouvaillen aus alten SAT-Jahrgängen
Vier Vorstandsmitglieder (Urs Jenny, Hanspeter Meier, Andreas Pospischil und Stephan Häsler) studierten in den vorhergehenden Monaten alte SAT-Jahrgänge, setzten Buchzeichen und berichteten an der Tagung darüber. Von den vielen gesetzten Buchzeichen hier eine Auswahl:
- M. Anker (1843), XI: 325–365. «Kurpfuscherei und Quacksalberei in der Tierheilkunde sind der Ruin der Viehzucht. Wie häufig bleibt z. B. unter solchen Händen bis zum tötenden Brande ein eingetretener Nagel in dem Fusse eines Tieres stecken, während Hüfte und Schultern geschmiert oder mit Hexenbündelchen geschnürt werden? Wie häufig werden Seuchen verschleppt dadurch, dass die Viehbeschauer und Fleischinspektoren nicht wissenschaftliche Tierärzte sind?»
- J. C. Wirth (1844), XIII: 22–24. Übertragung des Rotzes auf einen Ziegenbock. Inokulation von Nasenausfluss eines an Rotz erkrankten Pferdes in die Haut an der Unterseite des Schwanzes bei einem Ziegenbock. An den Inokulationsstellen entstanden im Laufe von 7 Tagen hochgradige nekrotisierende Entzündungen mit ausgedehnter lokaler Lymphadenitis. Der Tod trat nach 11 Tagen ein. Bei der Sektion zeigte ich darüber hinaus eine embolisch-thrombotische Pneumonie mit bis zu erbsengrossen Herden.
- Chr. Schärz (1854), XX: 46–57. Der Hund des Autors wurde von einem tollwütigen Hund gebissen. Er beschreibt den klinischen Verlauf im Einzelnen und ergänzt diesen mit dem Sektionsbefund, weil dies «den jüngeren Collegialitäten nicht unangenehm erscheinen mag».
- R. Zangger (1865), XXIII: 1–18. Die Pferdezucht war in der Eidgenossenschaft des 18. Jahrhunderts lukrativ und von guter Qualität. Übermässige Verkäufe nach Frankreich und Italien führten zu einem qualitativen und quantitativen Rückgang. Die Pferdeausstellung in Aarau 1865 zeigte einen «traurigen Zustand des Materials», einen Tiefststand unserer Pferdezucht. Dies bewog R. Zangger, einen «Wegleiter für die Diskussion zur Pferdezucht in der Schweiz» zu verfassen.
- J. Ehrhardt (1889), XXXI: 20–47. Die Narkose mit Chloroform war einer der grössten Erfolge der damaligen Medizin. Das Gefühl der Pflicht, bei chirurgischen Eingriffen den Schmerz auszuschalten, war jedoch noch nicht überall vorhanden. Erhardt erachtete es «als eine heilige Aufgabe, dasselbe in Euren Herzen zu wecken und möchte Euch dringend bitten, häufiger, ja immer von der Narkose Gebrauch zu machen, wo es sich um schmerzhafte, operative Eingriffe bei unseren Tieren handelt.»
Erinnerungen an Carl Friedrich Emmert und Sir Arnold Theiler
Sabine Betschart berichtete über die Arbeit an ihrer Dissertation zum Thema «Die Vorlesung von Professor Carl Friedrich Emmert über Spezielle Pathologie an der Berner Tierarzneischule im Jahr 1811» und Anja Balmer über ihre Masterarbeit, in welcher sie Sir Arnold Theilers Forschungen über «Tick born diseases in Südafrika» analysierte. Erstmals berichtete Theiler darüber in SAT (1895) XXXVII: 1–13. Isidor Bürgi stellte den Lebenslauf dieses berühmten Tierarztes aus dem Fricktal dar und zeigte, dass sowohl im Fricktal als auch in der südafrikanischen Forschungsanstalt in Onderstepoort die Erinnerung an Theiler wach geblieben ist.
Ehrung für Dr. Kaspar Büchi
An der anschliessenden Hauptversammlung wurde Dr. Ignaz Bloch zum Bibliothekar der Vereinigung gewählt. Sein Vorgänger, Dr. Kaspar Büchi, wurde von der Versammlung für seine langjährige Tätigkeit in der Bibliothek für historische Literatur der Veterinärmedizin geehrt.
(SH)