Hommage
Karl Nuss 60 Jahre
Karl Nuss, ausserordentlicher Professor für Wiederkäuerchirurgie und Leiter der Abteilung Nutztierchirurgie des Departements für Nutztiere der Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich darf im September seinen 60. Geburtstag feiern. Das ist mehr als ein Grund, ihm das vorliegende Heft zu widmen und ihm für seinen Einsatz zu danken.
Karl Nuss wurde am 26. September 1959 in Duttenberg, Baden-Württemberg, Deutschland geboren. Er schloss sein Studium der Veterinärmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Jahr 1986 ab und war danach bis im Jahr 2001 Assistent in der Rinderabteilung der Chirurgischen Tierklinik der Universität München. Diese Tätigkeit unterbrach er 1992 für eine Residency an der Tufts University in den USA. Von September 2001 bis 2006 arbeitete er an der Klinik für Wiederkäuer der Universität Zürich als Oberassistent. Im Jahr 2006 erhielt er von der Universität München einen Ruf auf die W2-Professur für Nutztierchirurgie. Diesen nahm er an und arbeitete von 2006 bis 2009 wieder in München. Am 1. Oktober 2009 kehrte er ans Tierspital Zürich zurück und wurde zuerst Titular-, kurze Zeit später ausserordentlicher Professor für Nutztierchirurgie. Karl Nuss ist Fachtierarzt für Nutztierchirurgie
und Diplomate des European College of Veterinary Surgeons (ECVS) sowie des European College of
Bovine Health Management (ECBHM).
Schwerpunkte der Forschungstätigkeit von Prof. Nuss bilden die Ursachen von Klauenerkrankungen und die Erkrankungen des Bewegungsapparats sowie das daraus resultierende Schmerzverhalten bei Rindern. Da Krankheiten am Bewegungsapparat neben Fruchtbarkeitsstörungen und Euterkrankheiten die wirtschaftlich wichtigsten Erkrankungen des Rindes darstellen, ist die Forschungstätigkeit von Karl Nuss für die Viehhaltung äusserst relevant und die Forschungsergebnisse kommen den Kühen und der schweizerischen Landwirtschaft unmittelbar zugute. Mit originellen Ansätzen, z.B. dem röntgenologischen Vergleich der Zehenlängen zwischen Innen- und Aussenklauen, Druck- und Kraftmessungen unter den Klauen bei waagrechter und geneigter Standfläche sowie auf verschiedenen Gummimatten oder der Beurteilung des Ganges auf einem Laufband mit kinematographischer Dokumentation und anschliessender Auswertung, versucht er, den grundlegenden Ursachen von Klauenproblemen auf die Spur zu kommen, um daraus Lösungsansätze für eine Verbesserung der Tierhaltung zu entwickeln. Dazu ist eine Vielzahl von Publikationen in internationalen Zeitschriften erschienen, die durch zahlreiche Arbeiten über andere Aspekte der Nutztierchirurgie ergänzt wurden. Insgesamt hat Karl Nuss über 150 wissenschaftliche Arbeiten als Autor oder Co-Autor publiziert. Im Weiteren hat er ein Buch über Klauenkrankheiten verfasst und in weiteren Büchern zahlreiche Beiträge geschrieben, so z.B. im Standardwerk Farm Animal Surgery 7 Beiträge, und im Buch
Current Veterinary Therapy, Food Animal Practice 6 von 12 Buchkapiteln.
Für die Studierenden der Veterinärmedizin ist Karl Nuss ein sehr geschätzter und allseits respektierter Lehrer, der diese in seinen Vorlesungen und Kursen auf hohem Niveau unterrichtet und für sein Fachgebiet begeistert. Besonders wertvoll ist, dass Karl Nuss sein Wissen nicht nur den Studierenden und den Tierärztinnen und Tierärzten weitergibt, sondern dass er auch an die Basis, nämlich an die in der Klauenpflege tätigen Personen denkt. Es ist ihm ein besonderes Anliegen, dass die Klauenpflege gut durchgeführt wird, damit sich die Kühe artgerecht und schmerzfrei bewegen können. Er hat aus diesem Grund einen Lehrfilm über die Klauenpflege beim Rind verfasst, der eine grosse Verbreitung gefunden hat. Zudem engagiert er sich persönlich bei der Ausbildung der Klauenpfleger, in dem er jedes Jahr praktische Kurse für diese Berufsgruppe anbietet. Auch die Studierenden profitieren auf diesem Gebiet von seinem Wissen und besuchen die fakultativen Kurse zahlreich und mit grossem Interesse.
Neben seiner fakultären Tätigkeit übt Karl Nuss eine intensive Reviewtätigkeit für zahlreiche internationale veterinärmedizinische Zeitschriften aus. Zudem ist er Schriftleiter für die in Deutschland herausgegebene Zeitschrift Tierärztliche Praxis.
Als Anerkennung für seine wissenschaftlichen Leistungen und in Anbetracht dessen, dass es in Europa nur wenige ECVS-Diplomates mit dem Schwerpunkt Nutztierchirurgie gibt, wird Prof. Nuss zu vielen Vorträgen in verschiedenste Länder eingeladen. So hielt er über 300 Vorträge in zahlreichen Ländern wie den USA, Kanada, Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, England, Finnland, Griechenland, Neuseeland, Portugal, Belgien, Tschechien, Chile, Uruguay und natürlich in der Schweiz.
Karl Nuss hat sich auch der Förderung des klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchses gewidmet. Dank seinem grossen Engagement wurde seine Abteilung im Jahr 2013 als Ausbildungsklinik des ECVS anerkannt. Zahlreiche Tierärztinnen und Tierärzte haben unter seiner Führung die Grundlagen der Nutztierchirurgie erlernt und setzen das erlernte Wissen heute erfolgreich in der Praxis um. Mehrere Personen haben unter seiner Leitung auch die ECVS-College-Ausbildung absolviert und das Board Examen mit Erfolg bestanden. Zudem sind ihm viele Doktorandinnen und Doktoranden in Deutschland und der Schweiz für die intensive Betreuung während der experimentellen Arbeiten und dem Abfassen der Dissertation dankbar. Mit diesen Aktivitäten ist Karl Nuss zu einem Multiplikator des nutztierchirurgischen Wissens geworden und hat die Nutztierchirurgie in der Schweiz, zusammen mit Adrian Steiner aus Bern, nachhaltig gefördert und auf eine internationale Basis gestellt. Dafür sind wir ihm dankbar. Gelegentlich vernachlässigen Professoren die klinische Tätigkeit, da sie aufgrund ihrer zahlreichen Aufgaben keine Zeit mehr dafür aufbringen können. Prof. Nuss ist ein Vorbild für pflichtbewusste Dienstauffassung. Er führt nicht nur untertags zahlreiche Operationen selbst durch, sondern beteiligt sich auch im Nacht- und Wochenenddienst weit über das Übliche hinaus an den in diesen Zeiten anfallenden Operationen. Mit dieser Haltung ist er ein Vorbild für die jungen Tierärztinnen und Tierärzte. Nur dank Persönlichkeiten, die von hohem Verantwortungsbewusstsein gegenüber den ihnen anvertrauten Patienten geprägt sind, können Kliniken langfristig als angesehene Institutionen bestehen.
Privat ist Karl Nuss mit der Tierärztin Katja Nuss verheiratet. Das Paar hat drei Töchter und einen Sohn. Im persönlichen Gespräch mit Karl wird sofort klar, dass ihm die Familie sehr wichtig ist. Auch heute noch fährt er im Sommer mit seiner Frau und den inzwischen erwachsenen Kindern seit vielen Jahren einige Wochen nach Dänemark, wo die Familie auf der kleinen Insel Læsø in der Ostsee ihre Ferien verbringt. Dort ist pure Entschleunigung angesagt und Karl verbringt seine Zeit mit Lesen, Baden, Fahrradfahren und dem Genuss von frischen Meeresfrüchten und Fischen. Karl spielt seit seiner Jugend leidenschaftlich gerne Fussball und ist auch heute noch aktiv. Ausserdem liebt er Jazz und spielt selber Posaune auf hohem Niveau.
Zusammenfassend gehört Prof. Karl Nuss zu den besten und international anerkanntesten Wissenschaftlern seines Fachgebiets. Er ist ein hervorragender Lehrer für die Studierenden und ein Tierarzt, der für seine Patienten Tag und Nacht einsatzbereit ist. Bei den praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten ist Karl Nuss ein angesehener Referent und Ratgeber. Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vetsuisse-Fakultät Zürich ist er zudem ein guter und loyaler Kollege, auf den man sich jederzeit verlassen kann. Ich selbst danke ihm, dass ich so viele Jahre mit ihm zusammenarbeiten und von seinem grossen Wissen und Können profitieren durfte. Es war eine schöne, bereichernde, dem Wohl der zahlreichen Patienten gewidmete, unvergessliche Zeit. Heute gratulieren wir Karl Nuss zu seinem 60. Geburtstag und wünschen ihm für die kommenden Jahre alles Gute, Glück, Gesundheit und weitere Erfolge. Die Beiträge des hier vorliegenden Hefts sind Karl Nuss von seinen Kolleginnen, Kollegen und Freunden sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum 60. Geburtstag gewidmet. Im Namen aller Autoren des vorliegenden Heftes.
Ueli Braun