Vet-Info
Welternährungstag: angespannte Lage, hoffnungsvolle Entwicklungen
Weltweit sind zwischen 638 und 720 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen. Am 16. Oktober 2025 erinnert die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO an ihr Ziel: Ernährungssicherheit für alle Menschen.
Die Art und Weise, wie wir unsere Lebensmittel produzieren und konsumieren, ist eng mit unserer Umwelt verbunden. Heute stehen die Agrar- und Ernährungssysteme vor beispiellosen Herausforderungen: Konflikte, extreme Wetterereignisse, wirtschaftliche Schocks, wachsende Ungleichheiten – und vielem mehr. Darunter leiden Böden, Wasser, Biodiversität und Lieferketten, mit spürbaren Auswirkungen auf Haushalte, Märkte und Felder weltweit. Gleichzeitig sind viele dieser Systeme auch eine erhebliche Quelle von Treibhausgasemissionen. Ihre Transformation und Anpassung sind daher unerlässlich, um die dreifache globale Krise – Biodiversitätsverlust, Klimawandel und Umweltverschmutzung – zu bewältigen.
Eine anhaltende Herausforderung
Gemäss dem Welternährungsgipfel besteht Ernährungssicherheit, «wenn alle Menschen jederzeit physischen und wirtschaftlichen Zugang zu ausreichender, gesunder und nahrhafter Nahrung haben, um ihren Energiebedarf zu decken und ihre Ernährungspräferenzen zu befriedigen, um ein gesundes und aktives Leben zu führen». Die Verwirklichung dieses Ziels bleibt jedoch eine grosse Herausforderung.
Im Jahr 2024 litten schätzungsweise zwischen 638 und 720 Millionen Menschen weltweit an Mangel- oder Unterernährung, was 7,8 Prozent beziehungsweise 8,8 Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Leider ist mit einem weiteren Anstieg dieser Zahlen zu rechnen. Afrika ist mit rund 307 Millionen Menschen die am stärksten betroffene Region. Frauen, Kinder und die ländliche Bevölkerung sind dabei jeweils überproportional gefährdet. Konflikte sind hier nach wie vor die Hauptursache für die Ernährungsunsicherheit, verschärft durch den mangelnden Zugang zu erschwinglichen Lebensmitteln und anhaltende Ungleichheiten.
Nachhaltige Lösung: Dromedare
Am 16. Oktober 2025 feiert die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ihr 80-jähriges Bestehen und erinnert an ihr Ziel: Ernährungssicherheit für alle Menschen. Vétérinaires Sans Frontières Suisse (VSF-Suisse) verschreibt sich dem Ziel der FAO und unterstützt mit ihrer tierärztlichen Arbeit nomadische Gemeinschaften in West- und Ostafrika bei der Verbesserung ihrer Ernährungsunsicherheit. Dies zum Beispiel durch die Bereitstellung von Tiergesundheitsdiensten, die Ausbildung von Fachkräften oder den Aufbau von Wertschöpfungsketten für Konsumgüter wie Milch. Denn die nährstoffreiche Milch ist ein wichtiger Bestandteil der Ernährung von Kindern und eine wichtige Einnahmequelle für nomadische Familien in diesen Regionen.
VSF-Suisse fördert zudem die Zucht von Dromedaren als Alternative zur Kuhhaltung. Dromedare sind perfekt an trockene Gebiete angepasst, widerstandsfähig gegenüber Dürren, und können auch ohne Wasser mehrere Wochen lang Milch geben. Darüber hinaus ist Kamelmilch reich an Vitaminen und Mineralstoffen und deckt mehr als die Hälfte des täglichen Kalorienbedarfs vieler Familien. Sie ist für die gesunde Entwicklung von Kindern unerlässlich geworden.
Zum Beispiel Christina Lokapet
In Kenia, im Bezirk Isiolo, wurde Christina Lokapet, Mutter und Viehzüchterin der Nomadengemeinschaft der Turkana, im Rahmen eines solchen Projektes von VSF-Suisse begleitet. «Es war nicht einfach. Dromedare wachsen langsam, und man muss Geduld haben», erklärt die 37-Jährige. «Aber sie liefern mehr Milch und halten Dürren viel besser aus.»
Ein Dromedar kostet etwa 400 Franken – eine grosse Investition für eine Familie. VSF-Suisse stellt gesunde Tiere bereit, vermittelt Wissen und hilft beim Aufbau von neuen Milch-Wertschöpfungsketten. Die Tiere liefern Milch, die zu Joghurt und anderen Produkten weiterverarbeitet werden. Die Produkte verkaufen sich gut und sorgen für Einkommen. «Die Sammelstellen, die wir aufgebaut haben, funktionieren», erzählt Christina. «Jetzt bauen wir eine neue, bessere – aus eigener Initiative!»
Dank der Dromedarhaltung können die Frauen der Turkana-Nomadengemeinschaft die Ernährung ihrer Kinder verbessern und ihre Einkommensquellen diversifizieren. So können sie sich nachhaltig an den drastischen Klimawandel in Kenia anpassen und die nächste Dürre besser bewältigen.
Quellen
- FAO, IFAD, UNICEF, WFP and WHO. 2024. In Brief to The State of Food Security and Nutrition in the World 2024 – Financing to end hunger, food insecurity and malnutrition in all its forms. Rome. https://doi.org/10.4060/cd1276en
- FAO. 2025. Journée mondiale de l’alimentation 2025. https://www.fao.org/world-food-day/home/fr
- Groupe de la Banque mondiale. 2025. Qu’est-ce que la sécurité alimentaire? https://www.banquemondiale.org/fr/topic/agriculture/brief/food-security-update/what-is-food-security
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