Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 167, Heft 6,
Juni 2025
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 27 Mai 2025  
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Nutztierkrankheiten bei nomadischen Gemeinschaften

Jaina Duperrex

Vielen nomadischen Gemeinschaften bedeuten ihre Tiere alles: Ernährung, Einkommen, Sicherheit. Krankheiten und der Klimawandel ­betreffen diese Tiere jedoch besonders stark – mit tragischen Auswirkungen auch für die Menschen.

In den trockenen und halbtrockenen Klimazonen in Subsahara-Afrika ist die nomadische Weidewirtschaft oft die einzige Möglichkeit zur Nutzung der begrenzten Ressourcen. Andere Arten der Bewirtschaftung, wie zum Beispiel der Ackerbau, lassen die trockenen Böden nicht zu. Das Nomadentum ist zudem kulturell wichtig und tief verankert in der Lebensweise der Menschen.

Tiere sind vor diesem Hintergrund nicht nur zur Deckung des Nährstoffbedarfs, sondern auch zur Erfüllung wirtschaftlicher und sozialer Bedürfnisse unverzichtbar. Sie liefern Nahrung, können sie transportieren und teilweise sogar «lagern». Kamele zum Beispiel produzieren viel Milch bei geringem Wasserverbrauch und können so selbst in
der Trockenzeit die Menschen mit proteinreicher Nahrung versorgen.

Krankheiten bei Nutztieren

So wichtig die Tiere für ihre Besitzer sind, so stark sind
sie leider auch von Infektionskrankheiten betroffen. Der Klimawandel, speziell der Anstieg der Durchschnittstemperaturen, fördert die Verbreitung von Krankheitserregern, macht bestehende Überträger ansteckender und führt zur Entstehung neuer Überträger. Krankheiten wie die Pest
der Kleinwiederkäuer, die Lungenseuche bei Rindern und Ziegen oder das Rifttalfieber sind weit verbreitet.

Viele dieser Krankheiten sind Zoonosen, und ihr Über­tragungsrisiko wird durch bestimmte kulturelle Praktiken der Viehzuchtgemeinschaften erhöht. So steigern beispielsweise der Verzehr von nicht pasteurisierter Milch, rohem Fleisch oder Blut sowie eine erhöhte Mobilität der Herden das Risiko einer Übertragung und Ausbreitung der Krankheiten auf die Bevölkerung. Auch mangelndes Wissen über diese Krankheiten oder über Hygienepraktiken begünstigen die Ausbreitung von Erkrankungen, so zum Beispiel das Durchführen von Geburten ohne Schutzhandschuhe oder das Verfüttern von Föten an Hunde.

All diese Krankheiten wirken sich auf die Sterblichkeits- und Erkrankungsraten, den Gewichtsverlust und die Milchproduktion aus und beeinflussen so die Lebensgrundlagen der nomadischen Gemeinschaften.

Der One-Health-Ansatz

Vétérinaires Sans Frontières Suisse (VSF-Suisse) verfolgt den sektorenübergreifenden One-Health-Ansatz. Dieser Ansatz integriert die engen Verbindungen zwischen der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und unserer Umwelt. One Health fördert die Kommunikation, Zu­sammenarbeit, Koordinierung und Kapazitätsentwicklung zwischen den Sektoren. Er hilft, Probleme, welche die ­öffentliche Gesundheit betreffen, schneller zu erkennen,
die Bedürfnisse der ländlichen Gemeinschaften besser abzuholen und die Kosten zu senken.

In solchen von begrenzten Ressourcen geprägten Kontexten sind gesunde Tiere ein überlebenswichtiger Faktor für die oft marginalisierten nomadischen Gemeinschaften. VSF-­Suisse spielt mit seinen lokalen Partnern eine wesentliche Rolle bei der Stärkung dieser Gemeinschaften und macht ihre Stimmen hörbar.

© Tom Martin

Quellen:

  • Bett, B., Jost, C., Allport, R. et Mariner, J. (2009) Using participatory epidemiological techniques to estimate the ­relative incidence and ­impact on livelihoods of livestock diseases amongst nomadic pastoralists in Turkana South District, Kenya. Preven­tive Veterinary Medicine, 90(3–4): 194–203.
  • Onono, J., Mutua, P., Kitala, P., et Gathura, P. (2019). Knowledge of pastoralists on livestock diseases and exposure assessment to brucellosis within rural and peri-urban areas in Kajiado, Kenya. F1000 ­Research, 8, 1916.

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