Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 167, Heft 6,
Juni 2025
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 27 Mai 2025  
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Verbandsnachrichten

Grosse GST-Podiumsdiskussion zur Preisgestaltung in Tierarztpraxen

Nicole Jegerlehner

Die GST veranstaltet an den Schweizerischen Tierärztetagen jeweils einen ­eigenen Track und eine grosse Podiumsdiskussion. Dieses Jahr drehte sich diese um Preisgestaltung und Wirtschaftlichkeit.

Die Schweizerischen Tierärztetage (STT) fanden dieses Jahr Ende April in Basel statt. Dort, wo Roberto Mossi, Präsident der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST), vor vierzig Jahren sein Studium begonnen hatte – mit gemischten Gefühlen, wie er in der Eröffnungsrede an den STT erzählte. Er war hoch motiviert und fragte sich gleichzeitig, ob er am richtigen Ort sei. Mossi schaute nicht nur zurück, sondern auch voraus: «Unser Beruf steht vor bedeutenden Herausforderungen.» Er nannte den Fachkräftemangel, die Work-Life-Balance, das steigende Kostenbewusstsein der Kundschaft sowie die Digitalisierung und den Technologiewandel. «Gleichzeitig stehen wir auch vor einmaligen Chancen», sagte Mossi: Neue Technologien helfen in der Diagnostik und bei der Praxisführung. Der gesellschaftliche Stellenwert der Tiere steigt, und damit auch die Nachfrage nach hochwertiger medizinischer Versorgung. Und mit dem One-Health-Ansatz wird die Rolle der Tiermedizin im Zusammenspiel von Mensch, Tier und Umwelt immer wichtiger.

Bereits zum vierten Mal eröffnete die GST ihren eigenen Auftritt mit der Journée Francophone. Am Donnerstagmorgen zeigten Leila Assaghir und Franck Renouard, wie im Team eine starke Sicherheitskultur aufgebaut werden kann, wie Stress abgebaut wird und wie der Kundschaft schlechte Nachrichten am besten überbracht werden. Am Nachmittag ging es bei Ewen Kerharo und Serge Reymond auf unterhaltsame Weise darum, wie eine Tierärztin oder ein Tierarzt die Buchhaltung analysieren und bessere Geschäftszahlen erreichen kann. Maria Welham Ruiters sprach zur Klauen­erkrankung Mortellaro bei Rindern. Véronique Bernier Gosselin und Mireille Meylan gingen auf die Hypokalzämie bei Milchkühen ein, wobei sich Meylan insbesondere dem Thema der Verabreichung von Vitamin-D-haltigen Boli zur Vorbeugung widmete. Claude Fischer schloss die Journée francophone mit einem Blick auf die Afrikanische Schweinepest und die Bewegungen der Wildschweine aufgrund menschlicher Aktivitäten ausserhalb der Spazierwege und der Präsenz von Hunden.

Am Freitagmorgen ging es im GST-Track um die Personalführung: «Wer führt hier wen?» fragten Martina Wüthrich und Carole Malik. Patric Langer und Diana Keller gingen auf Fragen rund um Sozialversicherungen und Vorsorge ein. Und Lukas Aepli zeigte, woran Tierärztinnen und Tierärzte auf dem Weg in die Selbständigkeit denken sollten.

Wie jedes Jahr organisierte die GST auch eine grosse Podiumsdiskussion, dieses Mal zum Thema «Von der Preisgestaltung zur Wirtschaftlichkeit». Unter der Moderation von GST-Geschäftsführer Daniel Gerber diskutierten Samuel Schmid, Vorstandsmitglied der GST und Mitglied der ­Geschäftsleitung der Tierarztpraxis Kiesen AG, Désirée Scarabelli-Müllhaupt, Geschäftsleiterin der Kleintierpraxis ACR, Roman K. Meier, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Tierklinik Aarau West, und Marie Müller, Teilhaberin der Tierarztpraxis Emmevet.

«Die Ökonomie in ihrer Vielschichtigkeit ist zunehmend ein verbandspolitisches Thema», sagte Daniel Gerber zu Beginn. Er fragte in die Runde, wieso die Preisgestaltung in der Veterinärmedizin ein so schwieriges Thema sei. ­Désirée Scarabelli sagte: «Die Kundschaft versteht unsere Preise oft nicht, weil sie nicht sehen und verstehen, was
wir alles leisten.» Zudem verhindere oft eine emotionale Schwelle eine Preiserhöhung: «Die Kundschaft geht vom helfenden Tierarzt aus, der immer da sein muss, aber nichts kosten soll.» Marie Müller meinte: «Wir sind schlechte ­Ökonominnen und Ökonomen – vielleicht sprechen wir
zu viel mit unserer Kundschaft und haben deshalb Mitleid mit ihr.» Désirée Scarabelli meinte dazu: «Ja, wir haben Hemmungen, unsere Leistungen zu verrechnen, wo wir keine Hemmungen haben sollten.» Eine Lösung sei, der Kundschaft transparent aufzuzeigen, was alles geleistet ­werde.

Roman Meier betonte den Zusammenhang zwischen Wirtschaftlichkeit und Arbeitsbedingungen: «Wenn wir nicht wirtschaftlich arbeiten, können wir keine attraktiven Arbeitsstellen anbieten.» Die Arbeit der Tierärztinnen und Tierärzte müsse wieder attraktiver werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. «Das heisst, dass wir die Preise erhöhen müssen.» Samuel Schmid wies darauf hin, dass es schwieriger geworden sei, dem Wohl der Mitarbeitenden gerecht zu werden: «Die Kundschaft verlangt immer mehr, gleichzeitig hat sie wegen der Inflation mehr Mühe, die Leistungen zu bezahlen.» Marie Müller fügte an: «Unsere Kundschaft erlebt in allen Branchen Preiserhöhungen. Warum erhöhen nicht auch wir jedes Jahr unsere Preise wegen der Teuerung um zwei Prozent?»

«Eine medizinische Versorgung versagen wir keinem Tier», sagte Roman Meier. «Aber es muss ethisch vertretbar sein, die Spitzenmedizin nicht allen zugänglich zu machen.» Das unterstützte auch Samuel Schmid: «Wir sollten unserer Kundschaft jeweils drei bis vier Lösungswege mit verschiedenen Preisschildern aufzeigen; so können sie entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen.»

Hier finden Sie Videos von den STT.

Unter der Leitung von Daniel Gerber ­diskutierten auf dem ­Podium Désirée ­Scarabelli-Müllhaupt, ­Roman K. Meier, Marie Müller und Samuel Schmid (von links). (© GST)

Das Apéro am Stand der GST

© GST_SVS

Die Schweizerischen Tierärztetage sind immer auch die ­Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen
zu treffen und ­Kontakte zu pflegen. In der Pause am Donnerstagnachmittag lud die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) denn auch zum Apéro an ihren Stand ein: Die Präsidentinnen und Präsidenten der Sektionen, Ehrenmitglieder, Mitglieder der Kommission YoungVets und Vorstands­mitglieder der GST stiessen ebenso miteinander an wie der GST-Präsident Roberto Mossi mit Hans Wyss, dem Direktor des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, und Ueli Kihm, dem früheren Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen.

 
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