Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 166, Heft 6,
Juni 2024
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 28 Mai 2024  
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Verbandsnachrichten

Ein Beruf, der langfristig Freude macht

Annik Steiner

Die junge Generation der Tierärzteschaft legt Wert auf einen sinnvollen Beruf, ein gutes Team, eine ausgewogene Balance von Beruf und Freizeit und finanzielle Sicherheit. Entsprechend soll sich die GST für gute Arbeitsbedingungen engagieren.

Über die Generation Z kursieren viele Klischees. Doch welche Anliegen und Erwartungen an die Arbeitswelt hat die junge Tierärzteschaft wirklich? Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) wollte es genau wissen und hat Studierende der Vetsuisse-Fakultät Bern und Zürich sowie Berufseinsteigende befragt. In einer zweiteiligen Serie im Schweizer Archiv für Tierheilkunde stellen wir die wichtigsten Ergebnisse vor.

Die Befragung wurde im Mai und Juni 2023 durchgeführt. Insgesamt nahmen 308 Studierende sowie 214 Tierärztinnen und Tierärzte aus den ersten fünf Berufsjahren (Berufseinsteigende) an der Befragung teil. Die Studierenden waren im Durchschnitt 23 Jahre alt, die Berufseinsteigenden 29 Jahre. Bei beiden Gruppen waren rund 90% der Teilnehmenden weiblich.

Das Interesse für die Nutztiermedizin besteht nach wie vor

Eine in den Medien wie auch in der Branche oft geäusserte Annahme ist, dass die junge Generation nicht mehr in der Nutztiermedizin arbeiten möchte. Die Resultate der Umfrage zeigen jedoch ein anderes Bild. So gaben 30% der Studierenden an, dass sie später in der Kleintiermedizin tätig sein möchten, 22% im Bereich Nutztiere und 16% in der Pferdemedizin. 21% sind noch unschlüssig bezüglich ihrer späteren Berufstätigkeit. Verglichen mit den Marktanteilen ist das Interesse für die Nutztiermedizin wie auch die Pferdemedizin sogar eher hoch – gemäss aktuellen Branchenkennzahlen der GST arbeiten rund zwei Drittel der klinisch tätigen Tierärztinnen und Tierärzte heute im Kleintiersektor und etwa ein Drittel in der Nutztier- oder Pferdemedizin.

Hohe Arbeitsbelastung als Sorge

Sämtliche Studierenden und Berufseinsteigenden stimmten der Aussage vollumfänglich zu, dass für sie ein Beruf eher wichtig oder sehr wichtig ist, der sinnvoll und erfüllend ist und Spass macht. «Entscheidend ist für mich, dass mir die Freude an der Arbeit nicht vergeht», äusserte sich eine Person in der Umfrage dazu. Damit verbunden ist der Wunsch nach einer ausgewogenen Balance von Beruf und Freizeit: «Wichtig ist mir eine ‘normale’ 42-Stundenwoche. Falls Überstunden geleistet werden, sollten diese kompensiert werden können oder entlohnt sein.»

Als prioritär erachteten Studierende und Berufseinsteigende zudem ein gutes Team: «Das Arbeitsklima, das heisst die Kontakte innerhalb des Praxisteams, erachte ich als entscheidend. Ein wertschätzender, konstruktiver und humorvoller Umgang macht viele der täglichen Herausforderungen wett!». Dazu gehört auch eine gute Unterstützung beim Berufseinstieg. So betonte eine berufseinsteigende Person: «Mir ist wichtig, eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner für Fälle zu haben, mit denen ich nicht weiterkomme». Ein sicherer Arbeitsplatz und ein guter Lohn wurden ebenfalls relativ hoch gewichtet. Weniger wichtig war beiden Gruppen, später im Beruf eine eigene Praxis zu führen.

Sowohl den Studierenden als auch den Berufseinsteigenden bereitet die hohe Arbeitsbelastung im Beruf Sorgen. Die Studierenden befürchten zudem, zu wenig praktische Erfahrung und zu wenig Begleitung beim Berufseinstieg zu haben. Nur zirka 40% der Teilnehmenden stimmten der Aussage völlig zu oder eher zu, dem Berufseinstieg gelassen entgegenzusehen. Die Berufseinsteigenden sorgen sich, ob sie ihren Beruf mit einer Familie vereinbaren können und ob es künftig noch genügend praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte geben wird. Trotzdem bezeichnete sich eine Mehrheit der Berufseinsteigenden als eher zuversichtlich, was ihre nächsten Berufsjahre betrifft.

Gute Arbeitsbedingungen als zentrales Thema

Sowohl die Studierenden als auch die Berufseinsteigenden wünschen sich von der GST prioritär ein Engagement für die Arbeitsbedingungen, die Work-Life-Balance und den Lohn, alles Themen, die mit den beruflichen Rahmenbedingungen zusammenhängen.

Die Teilnehmenden konnten zudem in einem offenen Kommentarfeld weitere Themen angeben, für die sich die GST ihrer Ansicht nach engagieren sollte. Die meistgenannten Themen bei den Studierenden waren bessere Bedingungen und weniger Druck während dem Studium, Förderung der mentalen Gesundheit und Wertschätzung für die Arbeit. Bei den Berufseinsteigenden wurden zusätzlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Aufklärung der Tierhaltenden und der Gesellschaft über die tierärztliche Arbeit genannt. Ein weiteres Anliegen sind neue Formen der Arbeitsorganisation: «Ich wünsche mir neue Arbeitsmodelle, beispielsweise mit Schichtarbeitszeiten, welche Tierärztinnen und Tierärzten mehr Freizeit ermöglichen.»

Der erste Teil der Artikelserie zu den Themen externe Praktika und Berufseinstieg ist im SAT 04/2024 erschienen.

 
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