Vet-Info

Im Einsatz für Menschen und Tiere in einem der ärmsten Ländern der Welt

www.vsf-suisse.org

Vor fünf Jahren startete Vétérinaires Sans Frontières Suisse ein Projekt in Somalia mit dem Ziel, der von heftigen Dürren bedrohten Bevölkerung in der Region besseren Zugang zu Nahrungsmitteln zu ermöglichen und Nothilfe zur Wiederherstellung ihrer Lebensgrundlagen zu leisten. Anfang 2021 ging das Projekt zu Ende. Zeit, einen Blick darauf zu werfen, was mit unseren Aktivitäten für die Tiere und Menschen in Not erreicht werden konnte. 

Somalia hat, wie alle Länder am Horn von Afrika, regelmässig mit heftigen Dürren zu kämpfen. Diese treten immer häufiger auf und bedrohen die Leben von Tieren und Menschen. Auf die Dürren folgen dann oft Überschwemmungen, da der lang erwartete Regen von den ausgetrockneten Böden nicht mehr aufgenommen werden kann – ein Teufelskreis.

Klimaextreme bedrohen Menschen und Tiere

In der Region Gedo in Somalia haben diese klimabedingten Notsituationen verheerende Auswirkungen auf Gemeinschaften, deren Lebensunterhalt grösstenteils von der Landwirtschaft und Viehzucht abhängt. Die Viehzucht ist hier für viele Familien die wichtigste Nahrungs- und Einkommensquelle, und der Handel mit Kamelen, Rindern, Schafen und Ziegen ist für die Bargeldwirtschaft wichtig. In guten Jahren erwirtschaften die Familien 80 % oder mehr ihres Einkommens aus dem Verkauf von Milch und Vieh.

Not lindern und für die Zukunft vorsorgen

Das Ziel der Aktivitäten war es, die unmittelbare Not der von Dürrekatastrophen betroffenen Gemeinschaften und ihren Tieren zu lindern. Die Lebensgrundlagen sollten geschützt und die Anfälligkeit für künftige Dürren, Überschwemmungen und andere Katastrophen verringert werden. Priorität hatten von Frauen geführte Haushalte und marginalisierte Gruppen wie ältere oder behinderte Menschen. Finanziert wurde das Projekt von der Behörde für Entwicklungszusammenarbeit der Vereinigten Staaten (USAID). Der Einsatz war nie einfach, da die Sicherheitslage in der betroffenen Region angespannt und die Infrastruktur schwach ist.

Was wurde erreicht?

In der Landwirtschaft haben wir über 1700 Futterbäuerinnen und -bauern in den Bereichen Futterproduktion und -konservierung, Saatguterzeugung und Unternehmertum geschult. Die erlernten Fähigkeiten erlauben es ihnen beispielsweise, bessere und mehr Futtermittelvorräte für zukünftige Dürreperioden anzulegen und diese nachhaltiger zu verwalten.

Auch in der Tiergesundheit haben wir vieles erreicht. 120 Tiergesundheitshelferinnen und -helfer konnten in der grundlegenden Tiergesundheitsversorgung ausgebildet werden. Dies ermöglichte die Bereitstellung von Notfall-Tiergesundheitsdiensten für 27 000 betroffene Familien. Insgesamt wurden in den fünf Jahren mehr als 2 Millionen Tiere behandelt, wovon schliesslich 215 000 Menschen profitierten.

Zudem konnten wir über 200 Tiergesundheitshelferinnen und -helfer sowie weitere Fachpersonen im Bereich One Health weiterbilden. Dabei ging es um nachhaltiges Weidelandmanagement, Tiergesundheit und Zoonosen, den Missbrauch von antimikrobiellen Mitteln und die Sicherheit von Lebensmitteln aus tierischen Erzeugnissen.

In der letzten Phase des Projektes ging es um den Zugang zu Wasser. Es wurden stillgelegte Bewässerungskanäle und marode Brunnen wieder instandgesetzt. Die Bewässerungskanäle konnten zuvor zerstörtes Ackerland reaktivieren. Dank der Bewässerungskanäle konnten die betroffenen Gemeinschaften mehr und besser anbauen, was sich rasch und nachhaltig positiv auf ihre Ernährungssicherheit und die Futtermittelproduktion für ihre Tiere ausgewirkt hat.

Die Rehabilitation von bereits existierenden Brunnen hat es zudem ermöglicht, dass über 50 000 Viehzüchterinnen und -züchter und ihre Tiere nun dauerhaften Zugang zu sicherem Wasser haben. Die alten Brunnen konnten in ihrer aktuellen Form nicht genügend Wasser produzieren und sowohl das Wasser als auch der Zugang dazu war für die Tiere und die Menschen gefährlich. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall.

Eine deutliche Verbesserung der Lebensumstände

Die von einer unabhängigen Stelle durchgeführte Abschlussbewertung des Projekts ergab, dass sich die Lebensumstände für die Menschen und Tiere, für die VSF-Suisse arbeitet, dank des Projekts deutlich verbessert haben. Die Aktivitäten haben also ihr Ziel erreicht: Die Ernährungssituation ist besser und die unter dem Klimawandel leidende Bevölkerung ist widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen Katastrophen.

Training von Tiergesundheitshelferinnen und -helfern.
Unsere Tierärztinnen und Tierärzte beim Impfen von Ziegen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Futtermittelschulung beim Formen von Heuballen.
Karte: Das Einsatzgebiet in der Region Gedo, Somalia, im Horn von Afrika.

Stimmen vor Ort

Herr Abdihakim Yussuf Osman, Teilnehmer an einer VSF-Suisse Schulung zur Futtermittelproduktion, berichtet:

«Eines Tages stellte ich fest, dass es nicht mehr genügend Saatgut für unsere Futtermittelproduktion gab. Wegen der Dürre mussten wir immer wieder den Tod von Vieh und Ernteausfälle miterleben. Die Unterstützung von VSF-Suisse hat uns in dieser schwierigen Situation sehr geholfen. Sie ­versorgten uns mit Samen für Sudangras, Mucuna, Luzerne, Mais und ­Bohnen sowie mit der Ausrüstung, die für den Anbau nötig ist.

Dank Schulungen über Futterproduktion, Futterkonservierung und Vermarktung haben wir viel gelernt. Ich habe sehr vom Heuverkauf profitiert. Letztes Jahr habe ich fast 550 Ballen Heu zu je 3 USD verkauft und damit 1650 USD eingenommen. Ausserdem habe ich 2000 Frischfutterbündel verkauft, die insgesamt 1200 USD einbrachten. Vor allem aber ist es mir gelungen, ein neues Geschäft zu eröffnen – einen Laden im Zentrum unseres Dorfes, der von meiner Frau geführt wird und von dem wir glauben, dass er wachsen und unser Leben verändern wird. Mit den erzielten Einnahmen konnten wir bereits unser Haus renovieren.

Unsere Herausforderungen bleiben Dürre und Überschwemmungen, aber die Aktivitäten von VSF-Suisse haben uns Hoffnung gegeben und wir ­blicken in eine bessere Zukunft.»

Spendenkonto

PC 30-24633-4
IBAN CH78 0900 0000 3002 4633 4
www.vsf-suisse.org/spenden

Text: Philipp Hayoz, VSF-Suisse
Bilder: VSF-Suisse