Vet-Info

Milch ist gesund? In unseren Projekt­ländern ist sie lebenswichtig.

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Seit über 15 Jahren unterstützt VSF-Suisse lokale Milchwertschöpfungsketten in Afrika. Tausende Arbeitsstellen und die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen sind von diesen Wertschöpfungsketten abhängig. Doch unterschiedliche Faktoren behindern die lokale Milchindustrie sowie die Entwicklung einer selbstbestimmten Landwirtschaft und damit auch den Kampf ­gegen Hunger und Armut.

Der Milchsektor bietet in Afrika die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen. Allein in Kenia schafft er Arbeitsplätze und Einkommen für mehr als 1,5 Millionen Haushalte. 4% des Bruttoinlandproduktes wird in Kenia durch den Milchsektor erwirtschaftet.

Entlang der Milchwertschöpfungskette leben zahlreiche Beteiligte vom Einkommen: von den Kleinbäuerinnen und -bauern am Anfang über die Angestellten der Milchsammelstellen, der Personen, die in Molkereien die Milch verarbeiten bis zu den Milchverkäuferinnen am Ende der Kette. Für sie alle ist der Prozess eine Einnahmequelle und eine lebenswichtige Nahrungsgrundlage für sich und ihre Familien zugleich. VSF-Suisse hat allein in Mali entlang der Milchwertschöpfungskette mehr als 2000 Arbeitsstellen geschaffen.

Das Wachstum als Gefahr und Chance

In Mali steigt der Bedarf an Milch und der Konsum von Milchprodukten unentwegt. Grund ist der zunehmende Pro-Kopf-Verbrauch, der Bedarf der rasch wachsenden städtischen Bevölkerung und Mittelschicht sowie die stetig verbesserte Qualität der lokalen Milch. Dies stellt die lokale Produktion und Wirtschaft vor Herausforderungen.

Von einer positiven Entwicklung des Milchsektors profitieren könnte auch die malische Wirtschaft. Neben der geringen Produktivität der lokalen Zebu-Rinder, besteht heute die grösste Herausforderung bei der Vermarktung ab Molkerei bis zur Türschwelle der Konsumentinnen und Konsumenten. Mali importiert deshalb 90% aller Milchprodukte – das entspricht 5000 Tonnen Milchpulver pro Jahr. Die lokale Produktion und Nahrungsmittelversorgung kann mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten. Hinzu kommt die Konfliktsituation im Land, welche auch die Nahrungsmittelproduktion und -versorgung beeinflusst. Die Folgen sind Ernährungsunsicherheit, Hunger und eine Abhängigkeit von ausländischen Milchprodukten.

Die Viehzucht und der Milchsektor haben ein hohes Potential

Gemäss dem Bericht «Dairy around the world» der University of Kentucky hat Afrika 49 Millionen Milchkühe, fünf Mal so viele wie die Vereinigten Staaten mit 9 Millionen. In Afrika produzieren Äthiopien, Kenia, Südafrika und der Sudan am meisten Milch. Von diesen vier führenden produzierenden Ländern sind zwei in der Lage sich selbst zu versorgen: Äthiopien und Kenia. Das bedeutet, dass nur in zwei dieser vier Länder genügend Milch produziert wird, um den täglichen Bedarf zu decken.

Eine verbesserte Milchwert­schöpf­ungskette bedeutet mehr Ernährungs­sicherheit

Damit den Konsumentinnen und Konsumenten lokale Milch in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung steht, unterstützt VSF-Suisse verschiedene Prozesse. Erste Projekte dazu wurden 2004 im Raum Bamako umgesetzt. Es wurden Milchkooperativen und -Sammelstellen sowie Mini-Molkereien gegründet und über sogenannte «Milchkioske» mit den Märkten vernetzt. Das Personal wurde in Milchhygiene ausgebildet. Dadurch konnte die Qualität der Milch stetig verbessert werden und die Nachfrage der Bevölkerung nach lokaler Milch und Milchprodukten stieg. Milchsammelstellen sind wichtige Schnittstellen: Milch wird von verschiedenen Bauernhöfen von A nach B transportiert und hier gesammelt. Dadurch wird der Ablauf zentralisiert und Transportwege werden effizienter gemacht. Die Milch gelangt schliesslich in die Mini-Molkereien, wo sie getestet, konserviert und auch direkt weiterverkauft wird. Um die Milchhygiene zu verbessern, schult VSF-Suisse Mitarbeitende.

Auf Produktionsebene wurden laufend Zucht- und Fütterungsmethoden optimiert. Dadurch stieg der tägliche Ertrag einer Kuh von einem auf bis zu acht Liter pro Tag. VSF-Suisse konnte so die gesammelte Menge Rohmilch signifikant steigern. Umgerechnet werden heute täglich ca. 12 000 Liter Milch durch das Netzwerk verkauft, womit mehrere tausend Familien aus armen Verhältnissen von einem verbesserten Zugang zu hygienischer lokaler Milch profitieren.

Wie die Arbeit von VSF-Suisse die Rolle der Frauen stärkt

Ein weiterer Ansatz unserer Projektarbeit ist die Stärkung von benachteiligten sozialen Gruppen. Hier liegt ein besonderer Fokus auf Frauen und Witwen. Mit dem Erlös ihrer Arbeit als Milchverkäuferinnen können sie ihre Lebensgrundlagen verbessern.

Die Verkaufsstellen – die Milchkioske – sind mit Kühlsystemen zur Konservierung ausgestattet. Sie befinden sich an geeigneten Standorten und wurden durch Projektaktivitäten mit den ländlichen Produktionszonen verbunden.

Dank der Stärkung der lokalen Milchwertschöpfungskette durch VSF-Suisse kann der Markt dem wachsenden Bedarf der Milchprodukte besser gerecht werden, Importe reduziert und gleichzeitig die Ernährungssicherheit der Bevölkerung verbessert werden. Davon profitieren Wirtschaft und die Lebensbedingungen der Bevölkerung gleichermassen.

Bamako, Mali: Die Milchwertschöpfungskette hat eine hohe Bedeutung für die Lebensgrundlagen und die Wirtschaft der ­lokalen Bevölkerung.
Ein Mitarbeiter einer Milchsammelstelle in Niamana, Bamako nimmt Milch entgegen. Sie wird hier pasteurisiert und dann weiterverkauft.
Eine von VSF-­Suisse unterstützte Farm in Kasséla, Mali. Um die Milchwertschöpfungskette Malis zu stärken, fördert VSF-Suisse die Produktivität lokaler Viehzüchter durch optimierte Zuchtmethoden und artgerechte Fütterung und Haltung ­ihres Viehs.
Die Milch, welche in die Mini-Molkerei in Kasséla/Mali angeliefert wird, wird zuerst getestet.
Von Bauernhöfen wie hier in Kasséla ausserhalb Bamakos wird die Milch verladen und zu Mini-Molkereien weitertransportiert.
Die Milchverkäuferin Mariam Haïdara vor einem Quartierladen, der ihre Milchprodukte weiterverkauft. Früher hat sie von ihrem Haus aus Milch verkauft. Heute betreibt sie einen eigenen Milchkiosk.

Text: Florian Brunner, VSF-Suisse
Bilder: © Tom Martin

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