Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 162, Heft 10,
Oktober 2020
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 05 Oktober 2020  
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Nachruf

Peter Gafner, 1929–2020

Am 30. Juli 2020 ist Prof. Dr. med. vet. Peter Gafner, Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen von 1986–1993, im Alter von 91 Jahren gestorben. Nach einer Landwirtschaftslehre erlangte er auf dem Zweiten Bildungsweg die Eidgenössische Maturität. Bereits 1954 bestand er an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Bern das Staatsexamen und nahm nach Abschluss der Dissertation eine Stelle im damaligen belgischen Kongo an, wo er für die Aufzucht und Gesundheit einer Rindviehhaltung verantwortlich war. Zurück in der Schweiz war er zuerst in einem Schlachthof als Fleischschauer tätig und trat 1959 in das damalige Eidgenössische Veterinäramt ein.

Während 27 Jahren war er für die Kontrolle der Ein-, Durch- und Ausfuhr von Tieren und tierischen Erzeugnissen verantwortlich, 15 Jahre lang mit dem antiquierten Titel «Adjunkt», später als Abteilungschef, dann Vizedirektor und stellvertretender Direktor. Auf zahlreichen Reisen besuchte er die Länder, aus welchen Tiere und Fleisch importiert worden sind. Es gelang ihm in kurzer Zeit, mit den ausländischen Veterinärbehörden ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Dies ermöglichte ihm ein sicheres Urteil bei den täglichen Entscheiden über die eingereichten Gesuche.

Als er 1986 als Nachfolger von Prof. Hans Keller zum Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen gewählt wurde, befand sich die Wahrnehmung des Amtes in der Öffentlichkeit in einem markanten Wandel. Aus dem «Seuchenamt» wurde eine Behörde mit einem breiteren Wirkungskreis, deren Tätigkeit unter Beobachtung weiter Bevölkerungskreise stand. Beim Tierschutz waren die landwirtschaftliche Tierhaltung und die Tierversuche im Fokus, bei der Lebensmittelhygiene wurden Rückstände als Abbild der Umweltproblematik und der Tierhaltung empfunden. Die Seuchenlage war zu Beginn seiner Amtszeit günstig, doch folgte 1990 der Schock der Ausbrüche von Boviner Spongiformen Enzephalopathie. Mehrere Ereignisse im Tätigkeitsbereich des Amtes, so Befunde von Rückständen im Fleisch, wurden als «Skandalon», als öffentlichen Ärgernis, dargestellt. Peter Gafner ging die Probleme sachlich an, er erklärte den Parlamentariern und den Medien die Sachverhalte und Zusammenhänge. Aktivismus war ihm fremd. Zusammen mit den Kantonstierärztinnen und Kantonstierärzten setzte er sich für eine Professionalisierung des Vollzugs ein. Zielstrebig führte er Verhandlungen für eine Harmonisierung des Tierseuchen- und Lebensmittelrechts mit dem Europäischen Recht. Das Amt wäre 1992 bereit gewesen, den EWR-Vertrag umzusetzen.

Damit das Amt seinen vielfältigen Aufgaben gerecht werden konnte, sorgte er für eine Zusammenführung der an fünf Standorten in Bern untergebrachten Dienststellen in ein Gebäude der Forschungsanstalt für Milchwirtschaft im Liebefeld. Ebenso war er Delegierter des Amtes für den Bau des Instituts für Viruskrankheiten in Mittelhäusern, das während seiner Amtszeit bezogen wurde.

Peter Gafner war allseits geschätzt für seine Offenheit, seine Gesprächsbereitschaft und seine klare Linie für einen guten und praktikabeln Veterinärdienst. Er schenkte seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Vertrauen. Dafür danken wir ihm und schliessen seine Gattin Hedy Gafner-Hostettler, die ihn stets unterstützt hat, in unseren Dank ein.

Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

Stephan Häsler, ehem. stellvertr. Direktor BVET
Hans Wyss, Direktor BLV

 
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