Verbandsnachrichten
Veterinärberuf 2035: Gehen wir die Zukunft aktiv an!
Die GST stellte an den Schweizerischen Tierärztetagen verschiedene Visionen zur Diskussion, die den beruflichen Alltag der Tierärztinnen und Tierärzte im Jahr 2035 skizzieren.
Wird im Jahr 2035 ein Kleintierchirurg in der Schweiz via ferngesteuerten Roboter einen Hund in den USA operieren? Wird sich ein Insektentierarzt um die Heuschrecken kümmern, welche zunehmend den Speiseplan der Schweizer Bevölkerung ergänzen? Oder wird der Tierarzt eine wichtige Drehscheibenfunktion in One-Health-Projekten innehaben? Dies sind einige der möglichen Visionen des Veterinärberufs in 15 Jahren, welche die GST an ihrer Plenarveranstaltung an den Schweizerischen Tierärztetagen in Fribourg präsentiert hat.
Der Tierärzteberuf unterliegt einem starken Wandel. Neue Tätigkeitsfelder in Forschung und Industrie, Praxisketten aber auch ethische Fragen prägen den Alltag der Tierärzteschaft bereits heute. Die GST will die Herausforderungen aktiv angehen. Im Januar hat sie an den Habsburgergesprächen verschiedene Zukunftsbilder entwickelt, die für den Tierärzteberuf eine Bedeutung haben könnten. Der Anlass war der Startpunkt einer Reihe von breit abgestützten Veranstaltungen und Diskussionen, welche die GST in diesem Jahr organisiert und begleitet. Das Ziel ist, Tendenzen und Prioritäten bei den vielen Themen rund um die Zukunft zu erkennen.
Vier Extremwelten
Für die Schweizerischen Tierärztetage hat die GST die Zukunftsbilder aus den Habsburgergesprächen weiterentwickelt und strukturiert. Den Rahmen dafür gab eine Studie von Zukunftsforschern1, welche am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos vorgestellt wurde. Die Studie geht von vier Visionen aus, wie die Welt 2035 aussehen und in welche Richtung sich die Gesellschaft bis dahin entwickeln könnte. Die beschriebenen Welten haben als vorherrschende Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit (grün), Staat und Ethik (gelb), Konsum und Gewinnorientierung (blau) sowie Technik und Innovation (rot). In all diesen Welten sind Tendenzen erkennbar, die bereits heute existieren und die in der jeweiligen Welt ins Extreme weiterentwickelt wurden. Ein Beispiel dafür ist die Digitalisierung, welche aktuell schon ein grosses Thema ist. Die GST hat diese extremen Welten übernommen und an den Schweizerischen Tierärztetagen mögliche Auswirkungen auf den Veterinärberuf aufgezeigt.
Die Zukunft wird irgendwo dazwischenliegen
Die Teilnehmenden der Plenarveranstaltung konnten bewerten, welche Welt sich aus ihrer Sicht am wahrscheinlichsten entwickeln wird. Ihre Favoriten waren die Welt der Technik und Innovation (rot) gefolgt von der Welt des Konsums und der Gewinnorientierung (blau). Die Tierärztinnen und Tierärzte schätzten zudem folgende Tendenzen als realistisch ein, die den künftigen Beruf stark beeinflussen würden: Medikamente sind nur noch stark eingeschränkt verfügbar. Tierärztinnen und Tierärzte arbeiten viel mehr interdisziplinär. Grössere Unternehmensstrukturen wie Ketten und Kliniken sind vorherrschend. Digitalisierung prägt den Alltag. In der anschliessenden Diskussion zeigte sich, dass Themen wie Ethik und Klimaschutz die Tierärztinnen und Tierärzte ebenfalls stark beschäftigen. Klar ist, dass alle Tendenzen aus den vier Extremwelten in Zukunft eine Rolle spielen werden. Eine realistische Zukunft befindet sich irgendwo in der Mitte, als Mischung zwischen den verschiedenen Welten.
Eine breite Meinungsfindung im Verband
Auch nach den Schweizerischen Tierärztetagen führt die GST den Prozess «Veterinärberuf 2035» weiter. Ziel ist eine breite Meinungsfindung im Verband, bevor auf bestimmte Themen fokussiert und ein Aktionsplan erarbeitet wird. Damit will sich die GST einerseits für Entwicklungen in Bildung, Politik und Beruf engagieren und andererseits eine zukunftsfähige Standesorganisation sicherstellen.
Die GST an den Schweizerischen Tierärztetagen 2019
Die GST war auch dieses Jahr mit einem eigenen Programm und einem Stand an den Schweizerischen Tierärztetagen präsent. Mit der Einführung der Antibiotikadatenbank in diesem Jahr bleibt das Thema der Antibiotikaresistenzen nach wie vor sehr aktuell. Ganz im Sinne des One-Health-Ansatzes lud die GST am Freitagvormittag Vertreter aus der Humanmedizin ein, ihre Ansätze näher zu beleuchten – eine Gelegenheit zum Austausch zwischen Human- und Veterinärmedizinern. Der GST-Stand in der Industrieausstellung war Treffpunkt für viele Kongressbesucherinnen und -besucher. Am Donnerstag nutzten die Sektionspräsidentinnen und -präsidenten sowie in- und ausländische Ehrengäste der GST im Rahmen eines «Umtrunks» am GST-Stand die Gelegenheit zum Austausch unter Kollegen.
Text: Annik Steiner, GST
1 https://www.pwc.com/gx/en/services/people-organisation/publications/workforce-of-the-future.html
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