Vet-Info

Der Schweizer Impfleitfaden

Unterstützung für den strategischen und sachgemässen Einsatz von Impfstoffen in der Schweinemedizin

Ein Handlungsfeld der Schweizer Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) sieht die Intensivierung der präventiven Massnahmen bei Tieren vor. Ein wichtiger Teil davon ist die Etablierung bzw. Erweiterung bestandsspezifischer Impfkonzepte.

In der Schweiz arbeitende Experten haben einen Leitfaden für Impfungen in der Schweinemedizin erarbeitet und darin aktuelle Erkenntnisse, Erfahrungen und Herausforderung zusammengefasst. Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Leitfaden mit Informationen für weitere Nutztierarten erweitert werden.

Optimierter Einsatz von Impfstoffen reduziert den Einsatz von Antibiotika

Im Rahmen Nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) wurden acht Handlungsfelder definiert: Überwachung, Prävention, Resistenzbekämpfung, Sachgemässer Antibiotikaeinsatz, Rahmenbedingungen, Information und Bildung, Kooperation sowie Forschung und Entwicklung. Im Rahmen der Prävention gibt es verschiedenste Ansätze, Voraussetzungen für eine verbesserte Tiergesundheit zu schaffen: Ein funktionierendes Biosicherheitskonzept, Hygiene, optimierte Fütterung, Haltung und Management sowie ein optimierter Einsatz von Impfstoffen erhöhen den Gesundheitsstatus des Bestands und reduzieren somit den Einsatz von Antibiotika.

Experten der Vetsuisse-Fakultät Bern und Zürich, der Schweizerischen Vereinigung für Schweinemedizin (SVSM) sowie der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) haben einen Leitfaden zum Einsatz von Impfstoffen in der Schweineproduktion verfasst. Der Impfleitfaden soll den Tierärztinnen und Tierärzten einen kompakten Überblick über die derzeit zur Verfügung stehenden Impfstoffe sowie deren Anwendung geben. Die erste Version dieses Leitfadens enthält eine Übersicht für Schweine.

Der Impfleitfaden

Der Aufbau des Impfleitfadens lehnt sich an die Struktur des Therapieleitfadens für Schweine und Rinder an. Der Impfleitfaden soll Tierärztinnen und Tierärzten im Alltag bei der Entscheidung helfen, ob und unter welchen Bedingungen Impfungen in Schweinebetrieben sinnvoll sind. Der Leitfaden ist dabei als Gedankenstütze anzusehen und keinesfalls als Kochrezept, zumal die Impfstrategie auf die Betrieb- und die Nutzungsart der einzelnen Fälle abgestimmt werden muss.

Allgemeiner Teil

Im allgemeinen Teil werden die Grundlagen von Impfungen bzw. Impfstoffen erläutert. So enthält der Leitfaden auch einen Überblick über die Eigenschaften von inaktivierten bzw. Lebendimpfstoffen, mono- und multivalenten Impfstoffen sowie über die Unterschiede zwischen One-shot und Two-shot Präparaten.

Ausserdem werden die wichtigsten Punkte der Vorbereitung, Durchführung und Erfolgskontrolle dargestellt, um ein bestmögliches Ergebnis einer Impfung zu erzielen. So werden beispielsweise die zentralen Punkte zur Erstellung eines Impfkonzepts und Anleitungen für die verschiedenen Applikationsarten beschrieben. Dabei werden auch mögliche Fehlerquellen für Misserfolge erwähnt. So bergen beispielsweise Mehrfachentnahmegebinde das Risiko für Fehldosierungen, ebenso können falsche Längen der Kanülen dazu führen, dass zu wenig Impfstoff an die richtige Stelle im Organismus gelangt.

Spezifischer Teil

Im spezifischen Teil werden die auch im Therapieleitfaden beschriebenen am häufigsten vorkommenden bakteriellen Infektionskrankheiten bei Schweinen behandelt. Das richtige Impfkonzept muss an die jeweilige Situation im Bestand adaptiert werden, um einen bestmöglichen Impfschutz in einer Herde zu erreichen.

Somit werden bei jeder Indikation, die Ursachen und Schlüsselfaktoren sowie die Bedeutung der Erkrankung, die betroffenen Tiere und Organsysteme, die relevante Symptomatik, sowie die häufigsten Erreger zusammengefasst.

In der Rubrik Diagnose werden die notwendigen klinischen und allenfalls labordiagnostischen Untersuchungen angesprochen. Die Rubrik Impfung führt auf, welche Impfstoffe in der Schweiz zugelassen sind und welche Impfstoffe und unter welchen Bedingungen und wie eingesetzt werden sollen. Unter den zusätzlichen Präventionsmassnahmen werden weitere wichtige Punkte aufgeführt, die in vielen Fällen für eine Verhinderung der Ausbreitung einer Infektion bzw. des Ausbruchs einer Krankheit unabdingbar und zusammen mit der Impfung durchgeführt werden müssen. Im Annex befindet sich ausserdem noch ein Kapitel zur Diagnostik, da diese eine wichtige Voraussetzung ist, um das richtige Impfkonzept zu erstellen.

Für eilige Leser enthält der Leitfaden eine «Impf-Ampel», um einen schnellen Überblick über mögliche, sinnvolle sowie nahezu unabdingbare Impfungen in verschiedenen Produktions- resp. Haltungssystemen beim Schwein vermitteln.

Kontakt

Dagmar Heim, PD Dr. med. vet.
Abteilung Tiergesundheit, Fachbereich Tierarznei­mittel + Antibiotika
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV
dagmar.heim@blv.admin.ch

Der Impfleitfaden soll Tierärztinnen und Tierärzten im Alltag bei der Entscheidung helfen, ob und unter welchen ­Bedingungen Impfungen in Schweinebetrieben sinnvoll sind.
(istock/agnormark)
Für eilige Leser enthält der Leitfaden eine «Impf-Ampel», um einen schnellen Überblick über mögliche, sinnvolle sowie nahezu unabdingbare Impfungen in verschiedenen Produktions- resp. Haltungssystemen beim Schwein vermitteln.