Vet-Info

Am 28. September ist Welt-Tollwut-Tag

Systematische Prävention führt zum Erfolg

www.rabiesalliance.org
www.netap.ch

Der nächste Welt-Tollwut-Tag steht vor der Tür. Ziel von NetAP ist es, die ­Anzahl geimpfter Tiere weiter zu erhöhen. Eine Impfdosis kostet umgerechnet 1 Franken. Jede Impfung hat eine doppelte Schutzwirkung: Sie schützt nicht nur das Tier vor der ansteckenden Krankheit, sondern gleichzeitig auch die Menschen. Damit dient hier Tierschutz direkt auch dem unmittelbaren Menschenschutz.

Die Tollwut (Rabies) ist eine ansteckende Infektion, die zoonotisch ist. Das lateinische Wort «rabies» bedeutet so viel wie «Verrücktheit». Das ähnliche, aus dem Sanskrit stammende Wort «Rabhas», bedeutet Stärke, Heftigkeit, Intensität, aber auch Gewalt. Und Lyssa, der medizinisch-griechische Name für Tollwut, gilt in der griechischen Mythologie als die Verkörperung des Wahnsinns. All diesen Bezeichnungen gemein ist, dass sie die Symptome der Krankheit beschreiben.

Der Erreger der Tollwut ist ein Lyssavirus, das in verschiedenen Genotypen vorkommt. Der Genotyp 1 ist das klassische Tollwutvirus. Ausserhalb des Organismus wird das Virus rasch inaktiviert. In Kadavern bleibt der Erreger relativ lange überlebensfähig. Weltweit stellen Hunde die grösste Infektionsquelle für Tollwut beim Menschen dar. Das Virus findet sich im Speichel eines tollwütigen Tieres und wird üblicherweise durch eine Biss- oder Kratzwunde oder durch direkten Kontakt mit Schleimhäuten übertragen. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwei bis acht Wochen. Unbehandelt endet die Krankheit tödlich.

Tollwut kommt mit wenigen Ausnahmen weltweit vor. Die Tollwut könnte eigentlich längst ausgerottet sein, stehen doch genügend präventive Mittel zur Verfügung. Keine Tollwut gibt es zum Beispiel auf Neuseeland, Irland, Grossbritannien und auf weiteren Inseln. Auch die Schweiz und weitere Länder in Westeuropa gelten heute als frei von terrestrischer Tollwut. Die Schweiz erreichte diesen Status 1999 durch eine erfolgreiche Fuchs­impfkampagne, bei der impfstoffhaltige Köder ausgelegt wurden. Allerdings ist es jederzeit möglich, dass die Tollwut wieder eingeschleppt wird, zum Beispiel über illegal importierte Tiere (vor allem Hunde).

Fehlendes Wissen in der Bevölkerung

Gemäss Schätzungen der Global Alliance for Rabies Control sterben weltweit jährlich etwa 59 000 Menschen an Tollwut, davon 95% in Entwicklungsländern in ­Asien und Afrika. Die meisten Todesfälle gibt es in Indien. Jährlich verzeichnet alleine dieser Subkontinent ca. 20 000 Todesopfer.

Die Unwissenheit, wie mit der Krankheit umzugehen ist, stellt dabei eines der grössten Probleme dar. Ein grosser Teil der Opfer sind Kinder unter 15 Jahren, die von einem infizierten Hund gebissen wurden und die nicht über die in einem solchen Fall notwendigen lebensrettenden Verhaltensweisen aufgeklärt sind. Dies macht den Hund zu einem gefürchteten, potenziellen Krankheitsüberträger. Deshalb werden weltweit präventiv ca. 20 Millionen Hunde jährlich bzw. 55 000 täglich getötet, unabhängig davon, ob sie Virusträger sind oder nicht. Eine Tragödie!

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit ­lokalen Tierschutzorganisationen und Behörden in Indien

Die in vielen Ländern durchgeführten reinen Impfprogramme greifen meist zu kurz, weil sie nur das Ende der Ansteckungskette berücksichtigen. Systematische Impfkampagnen der Tiere verbunden mit einer Aufklärung und einem nachhaltigen Hundepopula­tionsmanagement stellen die einzige Möglichkeit dar, die Tollwut wirksam zu bekämpfen. Und genau hier hat NetAP zusammen mit der lokalen Partnerorganisation Visakha Society for the Protection and Care of Animals (VSPCA) mit dem gemeinsamen Dog Protection Program (DPP) angesetzt, nach dem in und um die Grossstadt Visakhapatnam im Bundesstaat ­Andhra Pradesh die Tollwut immer wieder neue Opfer forderte und entsprechend viele Hunde «präventiv» erschlagen, vergiftet und erschossen wurden. Bereits im Jahr 2011 wurde deshalb ein kombiniertes und gross angelegtes Kastrations- und Impfprogramm gestartet. Mittlerweile wurden etwa 50 000 Hunde kastriert und weit über 100 000 Hunde geimpft.

Der Radius des DPP wird von Jahr zu Jahr grösser: Dank der 2015 angeschafften mobilen Klinik, erreicht man jetzt auch Dörfer in der weiteren Agglomeration. Parallel wurde eine Aufklärungskampagne gestartet: Informationsbroschüren in der Landessprache Telugu erklären der Bevölkerung, wie sie sich in Gegenwart von Hunden verhalten sollen und was zu tun ist, sollte es zu einer Bissverletzung kommen. Überdies werden durch Schulbesuche, Informationsveranstaltungen und die jährlich wiederkehrenden speziellen Aktionen am Welt-Tollwut-Tag am 28. September die Menschen über die Tollwut aufgeklärt. Während dieser Aktionstage dürfen zudem alle ihre Tiere zur kostenlosen Impfung mitbringen.

Das durchdachte Programm zeigte sehr rasch Wirkung: Seit über sieben Jahren gibt es im Grossraum Visakhapatnam keinen einzigen menschlichen Todesfall mehr wegen Tollwut! Und dieser Erfolg blieb auch den Behörden nicht verborgen. Während Behördengänge noch vor wenigen Jahren Geduldsproben gleich kamen und viel Ausdauer erforderten, ist heute die lokale Zusammenarbeit sowohl mit der Polizei als auch mit der Stadtverwaltung und der Veterinärbehörde ausgezeichnet. Die Stadt hat beschlossen, dass alle Tierärzte, die im Auftrag der Stadt Strassenhunde kastrieren wollen, das vorbildliche DPP-Ausbildungsprogramm durchlaufen müssen, welches die Tiermediziner kostenlos in den wichtigen Themen betreffend moderne Kastrationsmethoden, Narkoseprotokolle, Schmerzmanagement und Hygiene schult. Der Erfolg des Programms ist mittlerweile so bekannt, dass immer mehr andere indische Tierschutzorganisa­tionen beim DPP-Team Beratung und Schulung suchen.

Umfassender Ansatz des Kastrationsprogramms

Das Kastrationsprogramm verfolgt einen umfassenden Ansatz: Die Hunde werden eingefangen und zuerst im speziell dafür eingerichteten Trakt des Tierheimes untergebracht. Erst am andern Tag werden sie dann untersucht, kastriert, geimpft, gegen Parasiten behandelt und markiert. Schliesslich, nach zwei weiteren Tagen unter Beobachtung, werden sie wieder im angestammten Revier freigelassen. Dass sie exakt wieder da freigelassen werden, wo sie eingefangen wurden, ist nicht nur wichtig, um den Platz durch kontrollierte Hunde besetzt zu halten, sondern dient dem harmonischen Zusammenleben unter den Hunden. Früher hatte die Stadt kas­trierte Tiere irgendwo freigelassen, was oft zu Beissereien mit Todesfolge führte.

Diese Rudel werden von Freiwilligen täglich gefüttert und kontrolliert, so dass Neuzugänge sofort entdeckt und ebenfalls kastriert und geimpft sowie verunfallte oder erkrankte Tiere behandelt werden können. In den heissen Sommermonaten werden jeweils grosse Wasserbottiche überall in der Stadt verteilt. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Wasserversorgung der Stadt werden diese täglich gefüllt. Wasser ist in diesen Monaten überlebenswichtig und diese Bottiche löschen überdies auch den Durst der Strassenkühe und anderer Tiere.

Verhältnis Bevölkerung-Hund hat sich entspannt

Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich das Verhältnis zwischen den Hunden und der Bevölkerung in den letzten Jahren massiv entspannt hat. Es gibt merklich weniger ungewollte Welpen auf der Strasse und dank der regelmässigen Antiparasitenbehandlung und Impfungen sowie der überwachten Futterstellen befinden sich die meisten Hunde in einem gesunden Zustand. Die Massentötungen, wie sie früher üblich waren, wurden komplett eingestellt.

Das DPP stellt sicher eines der umfassendsten Hundeschutzprojekte überhaupt dar und findet hoffentlich viele Nachahmer. Der Aufwand ist zwar gross, doch der nachhaltige Erfolg beweist, dass es sich lohnt. Das DPP-Team arbeitet hart, weil ein jeder stolz ist auf das Ergebnis seiner Arbeit.

Aufklärung ist das A und O des DPP.
Ende September werden tausende Haus- und Strassentiere kostenlos geimpft.
Das DPP-Team fängt monatlich ca. 500 Strassenhunde um sie zu impfen und zu kastrieren.
Der erfahrene Tierarzt untersucht und kastriert ca. 30 Hunde täglich.

1 Tollwutimpfung = 1 Franken

Sammeln Sie in Ihrer Praxis!

Für Flyer zum Auflegen schreiben Sie an info@netap.ch.

Spendenkonto:
NetAP – Network for Animal Protection, 8133 Esslingen
PC 85-788418-5
IBAN: CH52 0900 0000 8578 8418 5
BIC: POFICHBEXXX
Postfinance, 3030 Bern

Text: Esther Geisser, ­Präsidentin und Gründerin NetAP