Vet-Info
Der Übergang von Katastrophenhilfe zu Wiederaufbau und Entwicklung
Wie Nutztiere die Widerstandsfähigkeit von gefährdeten Bevölkerungsgruppen stärken.
Für fast 1,3 Milliarden Menschen weltweit trägt die Viehzucht zur Lebensgrundlage und Ernährungssicherheit bei. Von den 800 Millionen Menschen, die unter 1,9 USD pro Tag leben, sind die Hälfte von der Viehzucht abhängig. Einen Grossteil dieser Viehhalter lebt in Afrika südlich der Sahara – und genau hier ist
VSF-Suisse tätig.
Nutztiere bringen Nahrung, Einkommen, Zugkraft, Dünger, eine wirtschaftliche Sicherheit und einen sozialen Status. Wenn durch das Auftreten einer Natur- oder anderen Katastrophen der Viehbestand leidet, hat dies grosse Auswirkungen auf den Lebensunterhalt und die Ernährungssicherheit der betroffenen Bevölkerung.
VSF-Suisse verfügt über eine 30-jährige Erfahrung im Bereich Nothilfe, Katastrophenvorsorge und Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Menschen, welche von der Viehzucht abhängig sind. Die Mitarbeitenden werden regelmässig zu diesen Themen geschult, z. B. wie Nutztiere während humanitären Krisen am besten geschützt werden können.
Die LEGS-Prinzipien
Die VSF-Suisse Mitarbeitenden stützen sich bei ihrer Arbeit auf die LEGS-Prinzipien (Livestock Emergency Guidelines and Standards). Diese Standards führen aus, was wirksame Soforthilfemassnahmen sind, um eine von einer Katastrophe betroffenen Bevölkerung zu unterstützen und gibt Anleitungen für die Durchführung dieser Aktivitäten. Diese Notmassnahmen bestehen aus einer Kombination aus einer kurzfristigen Soforthilfe und einer langfristigen Stärkung der Widerstandsfähigkeit.
LEGS verfolgt den Ansatz, dass ein Einsatz je nach Art und Stand der Katastrophe, aber auch je nach lokaler Gegebenheit anders gestaltet werden muss. Jedes Land und jedes Gebiet hat eigene Herausforderungen wie auch Chancen für einen bestimmten Nothilfeeinsatz: einmal erweist sich die Verteilung von Wasser oder Futter am effektivsten, einmal helfen mobile Veterinärdienste; manchmal ist es notwendig, den Viehbestand zu vermindern oder auch ihn zu erneuern; manchmal zeigen sich bessere Schutzvorkehrungen für die Nutztiere als beste Lösung. Bei all diesen verschiedenen Einsätzen ist die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil.
Indem die VSF-Suisse-Mitarbeitenden die LEGS-Prinzipien folgen, sind sie in der Lage, gezielt auf Notfälle zu reagieren und dabei gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu stärken. In der Region Gedo in Somalia, die immer wieder unter extremen Dürren leidet, hat VSF-Suisse zum Beispiel die folgenden zwei LEGS-Ansätze erfolgreich umgesetzt:
Verteilen von Futter und Saatgut
Das Verteilen von Futter hat zum Ziel, die wichtigsten Zuchttiere (oft einheimische Rassen), welche ohne zusätzliche Unterstützung umkommen würden, am Leben zu erhalten. Der Zuchttierbestand ermöglicht den Wiederaufbau von Herden, sobald sich die äusseren Umstände wieder verbessern.
In der Region Gedo hat VSF-Suisse vor Ort produziertes Heu an 3000 Haushalte verteilt. Die Haushalte, die von der Viehzucht abhängig sind, können dadurch ihren Zuchttierbestand von fünf Ziegen pro Haushalt erhalten. Nebst der Futterversorgung hat VSF-Suisse 600 Kleinbauern verschiedenes Saatgut und Ausrüstung abgegeben, damit diese die Futterproduktion steigern können und der VSF-Einsatz nachhaltig wirkt.
Verminderung des Viehbestandes
Die Verminderung der Viehbestände erlaubt, geschwächte Tiere aus der Herde zu entfernen, bevor sie so schwach werden, dass sie ihren Wert verlieren, sterben und/oder eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen. Die Tiere werden aus gefährdeten Haushalten gekauft und entweder einem privaten Viehhändler weiterverkauft oder geschlachtet und danach an bedürftige Familien verteilt. Dadurch erhalten die betroffenen Familien eine finanzielle Unterstützung und proteinreiche Nahrung.
In Gedo hat VSF-Suisse während sechs Wochen frisches Fleisch von 1500 Ziegen und Schafen an 1000 Haushalte verteilt (Wöchentlich 2.5 kg pro Familie). Die Lebensgrundlagen der betroffenen Familien konnten so gesichert werden.
Tiere retten Leben
Viele Menschen in Ost- und Westafrika hängen von der Viehzucht ab. Verlieren sie ihre Nutztiere, hat dies gravierende Folgen für ihre eigenen Lebensgrundlagen, aber auch für alle anderen, die von der Viehwirtschaft und ihren Wertschöpfungsketten abhängen.
«Die Tiere, die an der Trockenheit hätten sterben können, wurden aus der Herde entfernt […]. Diejenigen, die übrig geblieben sind, konnten das wenige Gras und Wasser, das zur Verfügung stand, nutzen und sie überlebten die Dürreperiode. Es war, als ob wir keinen Verlust an Tieren gehabt hätten.»
Isaac Lubutsi, Begünstigter aus Kenia
Indem die VSF-Suisse-Mitarbeitenden in ihren Nothilfeeinsätzen die LEGS-Richtlinien befolgen, kann sichergestellt werden, dass die am besten für die lokalen Gegebenheiten geeigneten Notmassnahmen für die Tierhaltung identifiziert und umgesetzt wurden. In den letzten 30 Jahren, in welchen VSF-Suisse Subsahara-Afrika tätig war, hat sich das Befolgen der LEGS-Prinzipien und die Idee, dass gesunde Tiere das Leben vieler Menschen retten, als erfolgreich gezeigt.
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Text: Selina Baumberger, VSF-Suisse