Vet-Info

Ein nie endender Kampf: Trockenheit in Somalia

Alexandra Breaud
www.vsf-suisse.org

Trockenheit in Somalia Nach einer Reihe schlechter Regenzeiten, verschlimmert durch das Klimaphänomen El Niño, herrscht in Somalia und am gesamten Horn von Afrika die schlimmste Dürre seit 30 Jahren. In dieser Extremsituation retten die Teams von Vétérinaires Sans Frontières Suisse Leben: Wir kümmern uns um die Tiere, kämpfen gegen Unterernährung und ermöglichen es den Menschen, wieder für sich selbst zu sorgen.

«Es sind zwei Gefahren, die uns bedrohen: Krankheiten und die Trockenheit, und man kann die Katastrophe kommen sehen», erzählt uns Alaso Muse Dhagow, ein 55 Jahre alter Viehzüchter in Somalia. «Etliche meiner Tiere sind bereits verendet, andere sind nur noch Haut und Knochen. Das wenige Milchvieh gibt nur noch sehr wenig Milch – wenn überhaupt – für unseren Eigenbedarf oder den Verkauf. Es ist schwierig geworden, Nahrung zu finden. Meine Kinder sind unterernährt, weil wir von unserem Milchviehbestand absolut abhängig sind. Wir brauchen unsere Tiere, um zu Essen zu haben, Getreide kaufen zu können und unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Unter den Menschen wächst die Angst und sie fragen sich, was mit ihnen geschehen wird.»

Wir treffen Herrn Dhagow in seinem Dorf Sheikh Barrow in der Region Gedo. Die Hitze ist hier allgegenwärtig; grüne Pflanzen sind eine Seltenheit. Die Wirtschaft Somalias ist zu einem grossen Teil von Viehzucht und Ackerbau abhängig und das Land leidet unter den immer wiederkehrenden Dürren. Der Wassermangel führt zu Missernten und verschlechtert das Weideland. Die Tiere werden immer schwächer und die Milchproduktion geht zurück, wie uns Herr Dhagow erklärt. Da Milch aber ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Viehhirten in der Region Gedo ist, drohen Unterernährung und Krankheiten, im schlimmsten Fall sogar Hungersnöte.

Leben retten und die Existenzgrundlagen wiederherstellen

Was kann in einer solchen Situation getan werden? Oft begeben sich die Menschen mit ihren Tieren auf Wanderschaft. Es kommt sogar vor, dass die Tiere selbst ihre Herden verlassen. In der Region Gedo leben rund 80 000 Menschen, die auf diese Weise heimatlos geworden sind. Im ganzen Land dürften es 200 000 sein. Die Trockenheit ist allerdings nicht die einzige Ursache dieser Wanderungsbewegungen. Auch Unsicherheit, Konflikte und wirtschaftliche Probleme tragen ihren Teil bei.

Auch Herr Dhagow hatte sich auf den Weg gemacht, um bestimmte Medikamente für seine Tiere zu kaufen. Er vertraut uns jedoch an, dass er sich diese nicht immer leisten kann. Seine Möglichkeiten waren aufs Äusserste ausgereizt, als wir mit Unterstützung der USAID das «Lifesaving and Livelihoods Restoration Project» (LLRP) ins Leben riefen. Unser Ziel war klar: Wir wollten Leben retten und die Existenzgrundlagen der Menschen, die genau wie Alaso Muse Dhagow auf ihre Tiere angewiesen sind, wiederherstellen. Sofort nach unserer Ankunft haben wir begonnen, uns um seinen Tierbestand zu kümmern: «Alle Tiere wurden gegen Parasiten behandelt », erzählt er. «Abgemagerte Tiere wurden entsprechend behandelt und die kranken Tiere erhielten Medikamente. Dank des Eingreifens von VSF-Suisse sind die Erkrankungen zurückgegangen und die Tiere sterben nicht mehr. Wir können unsere Tiere jetzt wieder säugen lassen, für unseren Eigenbedarf melken und sogar Milch verkaufen. All das gibt uns wieder Zuversicht.»

Das LLRP zielt auch auf die Verbesserung der Ernährungssicherheit ab. Dazu müssen die Tiere in einem guten Gesundheitszustand sein und die landwirtschaftliche Produktion muss dauerhaft gesichert sein. Um dieses Ziel zu erreichen, bilden wir zusätzlich zur bereits durchgeführten Behandlung von rund 280 000 Tieren auch Menschen aus der Region zu Tierarzthelfern aus. Damit sorgen wir einerseits dafür, dass in der Region selbst tierärztliche Hilfe zur Verfügung steht und schulen die Viehzüchter andererseits in der Futterproduktion und -konservierung. Und schliesslich arbeiten wir Unterstützung eines Partners unseres Vertrauens vor Ort an der Verbesserung der Wasserversorgung. Wir haben nicht nur Wasserstellen wiederhergestellt und ortsansässige Bauern in deren Pflege geschult, sondern bis jetzt auch acht Kilometer Kanäle gebaut, mit denen sich 80 Hektar Getreideland bewässern lassen. Das LLRP, das noch immer nicht abgeschlossen ist, kommt mehr als 15 500 Menschen zugute, von denen 1200 ihre Heimat verlassen mussten.

Unbedingt nötig: Anpassung an Klimaschwankungen, um Krisen vorzubeugen

Auch wenn unser Projekt in der Region Gedo Leben retten konnte: Die Krise ist noch lange nicht vorbei. Am 20 Februar 2017 schlug die UNO Alarm: Somalia ist von einer Hungersnot ähnlich der des Jahres 2011 bedroht. Damals starben 260 000 Menschen. Schon jetzt befinden sich Millionen in der gleichen Situation wie Herr Dhagow vor unserem Eingreifen. Notfallmassnahmen werden eingeleitet.

Humanitäre Katastrophen sind nicht unausweichlich, wie Initiativen wie die unsere zeigen. Anpassungen an Klimaschwankungen sind jedoch ein langfristiger Prozess. Das beschriebene Projekt ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Einer unserer Mitarbeiter bei der Behandlung eines Dromedars.
Ein Karren bringt neues Futter für die Tiere.
Esel bei der Fütterung (Grünfutter aus dem Sudan).
Eine unserer Hilfeempfängerinnen impft eine Ziege.

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