Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 159, Heft 12,
Dezember 2017
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 04 Dezember 2017  
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Vétérinaires Sans Frontières Suisse

Südsudan: Kinderschutz in Zeiten bewaffneter Konflikte

Text: Alexandra Breaud, VSF-Suisse
www.vsf-suisse.org

Im Südsudan ist die Tierhaltung die wichtigste Lebensgrundlage der Bevölkerung, doch interne Konflikte, die das Land seit Jahren heimsuchen, ziehen auch Ackerbau und Viehzucht stark in Mitleidenschaft.

Etwa zwei Millionen der insgesamt rund 12,5 Millionen Einwohner des Landes mussten vor gewalttätigen Auseinandersetzungen aus ihrer Heimatregion fliehen und die Felder, die sie bisher bewirtschaftet hatten, sowie oft auch ihre Tiere zurücklassen.

Die Folgen der Fluchtbewegungen

Konfliktbedingte Migrationsbewegungen, ein explosionsartiger Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel und Hyperinflation sind einige der Ursachen für die grosse Ernährungsunsicherheit im Land. Im Februar 2017 riefen die Vereinten Nationen für bestimmte Regionen des Bundesstaates Unity den Hungersnotstand aus.

Die Vertriebenen leben grösstenteils in isolierten Dörfern und Lagern, wo sie zahlreichen Gefahren ausgesetzt sind. Viehdiebstahl ist an der Tagesordnung, und besonders gefährdet sind Frauen und Mädchen: Im Rahmen dieser Raubzüge werden viele von ihnen entführt, Opfer sexueller Gewalt oder zusammen mit Männern und Jungen für Milizen zwangsrekrutiert.

Hilfe für von bewaffneten Konflikten betroffene Kinder

Neben Nahrungsmittelhilfe und dem Wiederaufbau der Tierhaltung als Lebensgrundlage haben die Projekte von Vétérinaires Sans Frontières im Südsudan die Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten in die Gesellschaft zum Ziel. Wir arbeiten in diesem Bereich seit acht Jahren mit UNICEF zusammen.

Unser neues, gemeinsam mit dem UN-Koordinationsbüro für humanitäre Hilfe getragenes Projekt kommt Kindern zu Hilfe, die unter bewaffneten Auseinandersetzungen zu leiden haben, und sensibilisiert die Gemeinschaften für Kinderrechte. Unsere vorangegangene Initiative in diesem Bereich sollte die Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten über mit der Tierhaltung verbundene Aktivitäten fördern. Die Zielgruppe unseres neuen Projekts sind vertriebene agropastorale Bevölkerungsgruppen und deren Aufnahmegemeinschaften. Es wird rund 12 000 Menschen zugutekommen: 10 000 ehemaligen Kindersoldaten und 2000 Erwachsenen.

Das Projekt wurde diesen Sommer im Bundesstaat Unity gestartet. Dort herrscht eine katastrophale Ernährungsunsicherheit; mehrere Distrikte sind Bürgerkriegsgebiet und die eigentlich hervorragenden Vegetationsbedingungen machen die stete Bedrohung durch Hungersnot noch bitterer. Zu Jahresbeginn wurden in der Region fast 82 000 Vertriebene gezählt. Humanitäre Hilfe für die Betroffenen zu leisten ist dringend geboten, aber gefährlich: Nicht nur werden Hilfskonvois regelmässig Opfer von Überfällen durch bewaffnete Gruppen, sondern viele Gebiete sind auch sehr schwer zugänglich, besonders während der Regenzeit. VSF-Suisse kann im Bundesstaat Unity jedoch mit Projekten, die derzeit alle neun Distrikte der Region abdecken, auf umfangreiche Erfahrung zurückgreifen. Darüber hinaus unterhalten unsere Teams wichtige Beziehungen zu Gemeinden und Behörden, die Synergien zwischen den verschiedenen Projekten von VSF-Suisse fördern – was auch für dieses Projekt gilt. Die bestehenden Beziehungen zwischen Tierhaltern, im Bereich Tiergesundheit tätigen Personen und den Behörden vor Ort werden so dafür genutzt, möglichst viele Menschen und Institutionen für unsere Sache zu mobilisieren.

Um eine Fortführung der Projekte auch nach dem Abzug unserer Helfer zu gewährleisten, nimmt die Sensibilisierung für Kinderrechte in allen unseren Kinderschutz- Initiativen einen zentralen Platz ein. Im Rahmen dieser Zielsetzung werden seit August 2017 100 Mitglieder von Kinderschutznetzwerken mit Informationssitzungen in Sachen Hilfestellungen für Kinder in psychischen Notsituationen geschult. Dank dieses Netzwerks können 10 000 Kinder in ihren Schulen und Gemeinschaften psychologische Unterstützung erhalten. Darüber hinaus führen wir in vier Distrikten Sensibilisierungsaktionen durch und haben auf Gemeinschaftsebene einen Dialog über Kinderrechte und die mit der Rekrutierung von Kindersoldaten, aber auch manchen traditionellen Praktiken wie der Zwangsehe einhergehenden Gefahren angestossen – die Mitgift der Töchter stellt für die Familien häufig genug einen wichtigen wirtschaftlichen Zugewinn dar. Auf der anderen Seite werden die Mitglieder der Kinderschutzgruppen von unseren Teams ausgebildet, um Kinder, die schutzbedürftig oder auf der Suche nach Familienangehörigen sind, angemessen unterstützen zu können.

Die Ergebnisse des Projekts

Das Projekt sieht darüber hinaus die Ausweisung von vierzehn Sicherheitsräumen, in denen sich Kinder unbedroht aufhalten und spielen können, sowie die Organisation von Aktivitäten vor, in denen sich Freizeitbeschäftigung und Aufklärung über den Schutz von Umwelt und Gesundheit miteinander vermischen.

Die langjährige Erfahrung von VSF-Suisse im Südsudan erleichtert die Durchführung des Projekts und ermöglicht es, die Beziehungen zwischen Flüchtlingslagern, Schulen und lokalen sowie regionalen Behörden zu stärken, um Referenzstrukturen für den Kinderschutz zu schaffen und die Krisenbewältigungskompetenz der Gemeinschaften zu erhöhen.

Ein typisches südsudanesisches Rinder-Camp.
Ehemalige Kindersoldaten lernen Pflanzenanbau zur Lebenssicherung.
Ausbildung benachteiligter Kinder während des Projekts SERACAF.
Ein Kind bringt den Esel der Familie zum Gratis-Tag ins «Equine Healthcare
Service Center» des VSF-Suisse-Implementierungspartners «Brooke».

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