Journal Schweiz Arch Tierheilkd  
Verlag GST  
Heft Band 157, Heft 7,
Juli 2015
 
ISSN (print) 0036-7281  
ISSN (online) 1664-2848  
online seit 03 Juli 2015  
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Vet-Info

Zur Ausbildung der Train-Rekruten im Umgang mit dem Maultier

Sowohl im zivilen wie militärischen Bereich gilt das Maultier als ein äusserst zuverlässiger Partner für Transporte in unwegsamem Gelände. Seine Dienste sind auch heute noch gefragt und auf die Ausbildung im Umgang mit ihm und für seine Nutzung wird in unserer Armee grössten Wert gelegt.

Grundsätzliches

Dem Maultier wird für seinen Einsatz, vor allem unter unwirtlichen Bedingungen, seit jeher grösstes Lob gezollt. Erwähnt werden dabei u.a. seine Anpassungsfähigkeit, Intelligenz, Ausdauer, Härte, Kraft und Behendigkeit (Schmid, 1944). Die ersten beiden Eigenschaften, also seine Anpassungsfähigkeit und seine Intelligenz, können jedoch dazu führen, dass es zu Missverständnissen zwischen Tier und Betreuer kommt. Bei der Suche nach den Ursachen müsse gemäss Zumtaugwald (1944) aber fast immer der Mensch das «mea culpa» sprechen. Ein weiteres grosses Problem sind Druckschäden (Schwyter, 1908). All diesen Problemen will man heute mit der gezielten Ausbildung der Rekruten begegnen und die Kompetenz sowohl für militärische wie zivile Aufgaben (z. B. Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Rettungswesen) erhalten.

Zur Ausbildung im Umgang mit dem Muli in der Rekrutenschule 57-1

Bei vorbereitenden Gesprächen des Kommandanten Oberst Liechti mit der IG für das Maultier wurde vereinbart, dass Personen ihr Wissen vermitteln sollen, die tagtäglich mit dem Maultier arbeiten. Die Wahl fiel dabei auf die Berner Tony Krähenbühl und Hansueli Weber. Als Unterlagen wurden bestehende Reglemente sowie Ergebnisse neuer ethologischer Studien zu Rate gezogen (siehe Literatur).

In der ersten Woche der Übernahme der Tiere (Mitte April) wurden Rekruten und Kader in der Kaserne Sand (Schönbühl bei Bern) zuerst mit Eigenheiten des Hybriden Maultier vertraut gemacht. Das Wesen seiner Eltern und die Auswirkungen der Heterosis-Effekte wurden differenziert dargestellt. Besonders erwähnt wurde, dass ein engerer Bezug zwischen Tier und Mensch in erster Linie auf gegenseitigem Vertrauen beruht.

Beim Zäumen und Satteln muss den Eigenheiten der Tiere Rechnung getragen werden. Die Empfindlichkeit ihrer Ohren muss respektiert und eine grössere Freiheit im Bereich des Stirnbandes beachtet werden. Die Gefahr des Rutschens des Sattels ist beim Muli anatomisch bedingt grösser als beim Pferd; das aufmerksame Anpassen des Vorder- und Hintergeschirrs ist darum unabdingbar (Abb. 1). Peinliche Sauberkeit von Tier und Geschirr sind für die Druck-Prophylaxe unerlässlich.

Bei der Arbeit im Gelände konzentrierte man sich auf das Vermeiden von Risiken und den Umgang mit drängenden Tieren. Diese Unsitte darf niemals toleriert werden und jedes Muli muss auf «HO» anhalten und stehen. Körpersprache und Stimme spielen bei Ausbildung und Arbeit eine grosse Rolle. Dominante Tiere gehören an die Spitze der Kolonne und die Hierarchie in einer Gruppe muss bekannt sein (Abb. 2).

Hanspeter Meier

 

Weiterführende Informationen

Poster und Referate:

Verein «Interessengemeinschaft für das Maultier» (IGM): www.ig-maultier.ch

Literatur

Osthaus B., Proops L., Hocking I. & Burden F. (2013): Spatial cognition and perse-veration by horses, donkeys and mules in a simple A-not-B detour task. Animal Cognition, March, Volume 16, Issue 2, 301–305

Proops L., Burden F. & Osthaus B. (2009): Mule cognition: a case of hybrid vigour? Animal Cognition, January 2009, Volume 12, Issue 1, 75–84

Schmid A. (1944): Anleitung zur Maultierzucht. Eidg. Drucksachen- und Materialzentrale in Bern

Schwyter H. (1908): Über Druckschäden bei den Reit-, Zugund Basttieren der Armee. Mit besonderer Berücksichtigung der Ursachen, sowie der Mittel zu deren Verhütung; Verlag von Stämpfli & Cie., Bern

Zumtaugwald K. (1944): Der heutige technische und wirtschaftliche Stand der Walliser-Maultierzucht und ihre zukünftige Förderung im Dienste der Walliser-Landwirtschaft und der schweizerischen Armee. Diplomarbeit ETH Zürich, Abteilung für Landwirtschaft (DiplL764)

Abb. 1: Die Arbeit in einer Kolonne ist Team-Arbeit und das vordere Tier muss auch im Auge behalten werden. Das Aufstellen der Haare an der Hinterbacke sowie das Aufstellen und Wippen des Schweifs bedürfen des Lockerns des Hintergeschirrs und des Schweifriemens.
Abb. 2: Die Hackordnung in einer Gruppe erkennt man mit der Gabe von Futter an einer Stelle im Auslauf oder auf der Weide. Dominante Tiere werden bei dessen Verteidigung für gewöhnlich rasch erkannt – in diesem Fall die Fuchsstute Bibine.

Veterinärdienst der Armee

Nachfolgend finden Sie die Adresse des Veterinärdienstes der Armee (Vet D A) und die Adresse des Kompentenzztentrum Veterinärdienst und Armeetiere. Im aktuellen GST-Mitgliederverzeichnis 2015 ist die Adresse des Veterinärdienstes der Armee leider nicht aufgeführt.

Veterinärdienst der Armee (Vet D A)

Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS Schweizer
Armee Logistikbasis der Armee LBA, Sanität
Dr. med. vet. Stéphane Montavon
Chef Veterinärdienst der Armee
Worblentalstrasse 36
3063 Ittigen
Tel. 058 465 32 36
stephane.montavon(at)vtg.admin.ch

Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere

(fachtechnisch dem Vet D A unterstellt)
Oberst Liechti Jürg, Kommandant
Kaserne Sand
3000 Bern 22
Tel. 058 484 02 00
www.armee.ch/tiere

SVOG Schweizerische Veterinäroffiziersgesellschaft

Oberst Witschi Fredi, Präsident Dr. med. vet.
Meisenweg 1
3053 Münchenbuchsee
Tel. 031 868 10 10
info(at)drwitschi.ch

 
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