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Als Tierärztin unterwegs in der Somali Region

VSF-Suisse
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Lediglich 1% der Tierärzte in Äthiopien sind Frauen. Martha Anbessie aus Addis Abeba ist eine davon. In der Somali Region im Südosten des Landes, wo mehrheitlich nomadische Gemeinschaften leben, bildet sie Laientierärzte aus und führt Impfkampagnen durch.

Die Erde ist braun soweit das Auge reicht. Nur vereinzelt sind ein paar grüne Halme zu sehen. In dieser trockenen Region geht Martha Anbessie ihrer Tätigkeit nach: Die 29-jährige Mutter und ausgebildete Tierärztin arbeitet seit zwei Jahren für VSF-Suisse.

Die Lebensgrundlage der nomadischen Bevölkerung in der Somali Region besteht zu einem grossen Teil aus ihrem Vieh. Im Verhältnis zur Anzahl Tiere gibt es aussergewöhnlich wenige Tierärzte, die zudem noch sesshaft sind. Die Bevölkerung hat niemanden, der sich um ihre erkrankten Tiere kümmert, wenn sie auf der Suche nach Weideland und Wasser umherziehen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, spezialisiert sich Martha Anbessie in ihrer Arbeit bei VSF-Suisse darauf, Leute zu Laienzierärzten auszubilden und die Bevölkerung durch prophylaktische Massnahmen wie Impfkampagnen dabei zu unterstützen, ihre Tiere gesund zu halten.

Um ein Projekt starten zu können, muss Martha mit lokalen Behörden in der Region Gespräche führen um sie als Partner zu gewinnen. Gemeinsam wird dann definiert, welche Kebeles (Bezeichnung für einen Verwaltungsbezirk, der meistens aus einer Dorfeinheit besteht) am meisten Unterstützung benötigen. Steht der Ort fest, wird die allgemeine Tiergesundheit im ausgewählten Kebele analysiert und Personen gesucht, die bereit sind und die Fähigkeiten mitbringen, zu Laientierärzten ausgebildet zu werden: «Die Auswahl der Laientierärzte ist ein langwieriger Prozess und erfordert Geduld, da Gespräche mit verschiedenen Leuten geführt werden müssen », sagt Martha Anbessie. Danach findet die eigentliche Ausbildung statt und schliesslich werden die neu ausgebildeten Laientierärzte bei ihrer Arbeit begleitet und überwacht. Einhergehend sorgt Martha dafür, dass in den Dorfläden genügend Tierarzneimittel zur Verfügung stehen, damit die Laientierärzte genügen Medikamente zur Hand haben, falls erforderlich.

Die Arbeit bringt für Martha viele Herausforderungen mit sich: Die umherziehende Lebensweise der Nomaden muss im Arbeitsalltag einbezogen werden. Die Region ist ländlich, abgelegen und trocken. So ist es auch schon vorgekommen, dass Martha und ihr Team aufgrund einer Autopanne drei Tage im Niemandsland feststeckten, ohne Essen und mit nur wenig Wasser. Eine weitere Herausforderung mit der Martha Anbessie vor allem zu Beginn ihrer Tätigkeit konfrontiert wurde, war die Tatsache, dass sie eine Frau ist, die einen «Männerberuf» ausübt. Die Menschen waren es sich nicht gewohnt, von einer gut ausgebildeten Frau Unterstützung anzunehmen. Es brauchte eine gewisse Zeit bis Martha akzeptiert wurde und die Leute ihre Ratschläge annahmen: «Als die Menschen dann meine Arbeit sahen, anerkannten sie meine Fähigkeiten und heute fragen sie speziell nach mir, wenn sie Hilfe benötigen».

Martha stellte fest, welchen Stellenwert die Kamele für die Menschen haben und dass sie alles für diese tun würden. Darum bedeutet es für die nomadischen Gemeinschaften auch unglaublich viel, einen Tierarzt bei sich zu haben. «Den Respekt und die Ehre dieser nomadischen Gemeinschaften zu erhalten ist ein wundervoller Job. Es macht mir grosse Freude diesen Menschen zu helfen, indem ich mich um die Gesundheit ihrer Tiere kümmere».

 

Ein Mann wird zum Laientierarzt ausgebildet und zeigt seine neu erworbenen Fähigkeiten an einem Kamel.
Martha Anbessie kontrolliert, ob im Dorfladen genügend Tiermedikamente vorhanden sind.
Gespräche mit einer nomadischen Gemeinschaft zur Beurteilung der Tiergesundheit.