Vet-Info
PathoPig: Ergebnisse aus der Pilotphase 2014 und Verlängerung des Projektes bis Ende 2015
Das Projekt PathoPig hat zum Ziel, die Sektionspathologie sowie die Kompetenz der Schweinediagnostik zu stärken, um Tierseuchen und Krankheiten frühzeitig zu erkennen und die nationale Schweinegesundheit zu stärken. Während der Pilotphase Januar–Dezember 2014 wurden insgesamt 371 Schweinebestände im Rahmen von PathoPig abgeklärt. In fast 90% der Fälle konnte eine eindeutige Diagnose gestellt und entsprechende Massnahmen zur Verbesserung des Gesundheitsproblems eingeleitet werden. PathoPig wird aufgrund der positiven Rückmeldungen bis Ende 2015 verlängert.
Hintergrund
Die Sektionspathologie ist insbesondere bei Bestandesproblemen ein aussagekräftiges Diagnoseinstrument. Nebst der Früherkennung von Tierseuchen und neuartigen Krankheiten können pathologisch-anatomische Untersuchungen mit weiterführender Diagnostik (z. B. Histologie, Mikrobiologie, Parasitologie u. a.) grundlegende Informationen zu Gesundheitsproblemen auf einem Betrieb liefern. Solche breiten Abklärungen können auch dazu beitragen, den Antibiotikaverbrauch zu reduzieren resp. Tierarzneimittel gezielter einzusetzen. Um die Bedeutung von pathologisch-anatomischen Untersuchungen für die Früherkennung von Tierseuchen und Tierkrankheiten und für die generelle Stärkung der Schweinegesundheit aufzuzeigen, hat das BLV im Januar 2014 zusammen mit Projektpartnern1 das Projekt PathoPig lanciert (vgl. Artikel SAT Band 156, Heft 1, Jan. 2014, 50–51). Mit Hilfe des Projektes wird zudem die logistische und institutionelle Abdeckung sowie das Angebot von pathologischen Untersuchungen inkl. weiterführender diagnostischer Möglichkeiten für Schweinekrankheiten in der Schweiz gesamtheitlich evaluiert und Massnahmen zur Verbesserung identifiziert.
Im Rahmen von PathoPig haben Schweinehalter die Möglichkeit, über den SGD oder ihren Bestandestierarzt gewisse Bestandesprobleme2 mittels subventionierter Diagnostik abklären zu lassen. Dabei übernimmt das BLV Diagnostikkosten im Wert von CHF 200.– für ein Tier, CHF 400.– für zwei Tiere resp. CHF 500.– für die Untersuchung von drei Tieren pro Bestandesproblem. Für die Untersuchung von Mutterschweinen und Ebern beträgt das Kostendach seit 01. 01. 2015 zudem CHF 400.– (max. CHF 500.– für 2–3 Tiere). Bedingung für die Kostenübernahme ist das vom Tierarzt vollständig ausgefüllte Anamneseformular, welches zusammen mit geeigneten Tieren an das vom Tierarzt ausgewählte Labor eingeschickt wird. Dabei sind die Angaben aus dem Anamneseformular zentrale Informationen für die Labore, um möglichst gezielte diagnostische Abklärungen durchführen zu können. Aufgrund der erzielten Untersuchungsergebnisse berät der SGD- oder Bestandestierarzt den Tierhalter und gibt individuelle Empfehlungen ab. Um den Erfolg der tierärztlichen Empfehlungen sowie die Umsetzung von allfälligen Massnahmen beurteilen zu können, kontaktiert der SGD im Auftrag des BLV den Landwirt.
Erste Ergebnisse aus der Pilotphase
Von Januar bis Dezember 2014 wurden insgesamt 623 Schweine aus 371 Beständen mit gesundheitlichen Problemen untersucht. Als häufigster Grund für die Einsendung via PathoPig wurde mit 41% (n = 358) eine hohe Erkrankungs- und/oder Abgangsrate genannt. Über die Hälfte der PathoPig-Fälle betrafen Abklärungen von Durchfallerkrankungen sowohl bei Saug- wie auch bei Absetzferkeln. Sehr oft konnten als Ursache des Problems E. coli Bakterien nachgewiesen werden, die teilweise resistent gegen die auf dem Betrieb eingesetzten Antibiotika waren. Dieser Befund unterstreicht die Wichtigkeit von Antibiogrammen, um die Wirksamkeit von Antibiotika gegen den isolierten Keim zu überprüfen. Auch Rotaoder Coronaviren wurden immer wieder als Durchfallverursacher identifiziert. Solche Befunde sind ebenfalls sehr wichtig für das Betriebsmanagement, da in solchen Fällen eine Antibiotika-Behandlung obsolet ist. Insgesamt konnte in 82% (n = 303) aller PathoPig-Fälle die Krankheitsursache ermittelt werden. Bei den ungeklärten Fällen wurden Tiere eingesandt, welche für das Bestandesproblem nicht repräsentativ oder bereits stark verwest waren. In diesen ungeklärten Fällen wurde ausserdem häufig nur ein einzelnes Schwein zur Untersuchung eingeschickt, was die genaue Ursachenabklärung stark erschwert. Deshalb ist es wichtig, wenn immer möglich zwei oder drei betroffene Tiere einzusenden, um die Wahrscheinlichkeit einer ätiologischen Diagnose erhöhen zu können.
In den meisten Fällen konnten die Tierärzte aufgrund der Ergebnisse der labordiagnostischen Untersuchungen dem Tierhalter eine Empfehlung zur Verbesserung des Gesundheitsproblems abgeben. In über 90% der bis jetzt vollständig dokumentierten Fälle beurteilten die Tierhalter den Gesundheitszustand ihrer Schweine nach der erfolgten diagnostischen Abklärung und Umsetzung der tierärztlichen Empfehlungen im Bestand als «besser» oder sogar «viel besser» (vgl. Abb. 1).
Verlängerung des Projektes
Die Anzahl der eingesandten Schweine hat im Verlauf der einjährigen Pilotphase von PathoPig erfreulicherweise deutlich zugenommen (vgl. Abb. 2). Dieser Anstieg ist zu einem grossen Teil auf den gestiegenen Bekanntheitsgrad des Projektes bei praktizierenden Tierärzten und Landwirten zurückzuführen. Die im Herbst 2014 durchgeführte Zwischenevaluation hat zudem gezeigt, dass PathoPig von allen Projektpartnern als sehr wertvoll eingeschätzt wird. Denn durch die gute Zusammenarbeit zwischen Produzenten, Bestandestierärzten, SGD und den beteiligten Labors kann auf vielen Betrieben eine umfassende Diagnose gestellt werden, wodurch konkrete tierärztliche Empfehlungen abgegeben werden können, die auf vielen Betrieben zu einer Verbesserung der Tiergesundheit führen. Aus diesen Gründen hat sich das BLV zusammen mit den Projektpartnern entschieden, den Pilot PathoPig vorerst um ein weiteres Jahr bis Ende 2015 zu verlängern. Bis Mitte Jahr wird das Projekt detailliert ausgewertet und basierend auf den Ergebnissen der Evaluation über die Art und Weise einer Fortsetzung des Modells PathoPig entschieden. Dazu ist die Meinung der praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte sehr wichtig. Deshalb werden alle Tierärzte, welche bis dahin mindestens einen PathoPig-Fall eingeschickt haben, im Mai mittels elektronischem Fragebogen zum Projekt PathoPig befragt werden.
Nutzen Sie also zusammen mit Ihren Landwirten die Gelegenheit der kostengünstigen umfassenden Abklärung von Problembeständen mittels PathoPig und teilen Sie uns Ihre Erfahrungen und Meinungen in der Umfrage im Frühling mit.
Weitere Informationen zu PathoPig erhalten Sie auch unter www.blv.admin.ch.
Kontakt: Daniela Hadorn, Dr. med. vet.
Leiterin Fachbereich Früherkennung, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, Schwarzenburgstrasse 155, 3003 Bern, Tel. +41 58 463 95 51, daniela.hadorn(at)blv.admin.ch
Voten zu PathoPig:
«Es ist sehr erfreulich, dass die Zahl der Einsendungen angestiegen ist und dass das Projekt jenen Betrieben etwas nützt, die bereit sind, Massnahmen umzusetzen.»
Dr. med. vet. Judith Peter-Egli Schweizerische Vereinigung für Schweinemedizin SVSM – ASMP
«Innovativ am Projekt PathoPig ist zum einen die intensivierte und koordinierte Zusammenarbeit von BLV, SGD, den beiden Schweinekliniken der Vetsuisse-Fakultät und den praktizierenden Tierärzten, zum anderen die Überprüfung des Erfolges der Umsetzung von Massnahmen auf Grund der gestellten Diagnosen in den Betrieben. Ein solches Konzept unterstützt das schnelle und koordinierte Reagieren auf besondere Probleme oder neue Situationen.»
Dr. med. vet. Robert Graage Institut für Veterinärpathologie, Vetsuisse-Fakultät Zürich
«PathoPig erlaubt, Bestandesprobleme umfassend abzuklären und ermöglicht weiterführende Untersuchungen, welche die Diagnostik und somit die Früherkennung von wirtschaftlich relevanten Schweineerkrankungen und Seuchen stärken.»
Dr. med. vet., Dipl. ECVP Corinne Gurtner, Institut für Tierpathologie, Vetsuisse-Fakultät Bern
«Das Projekt PathoPig stellt sich als sehr geeignetes Instrument heraus, um vermehrt Einsendungen für die Ausschluss-Untersuchung auf Klassische und Afrikanische Schweinepest zu erhalten. Das Projekt erhöht dadurch die Wahrscheinlichkeit, diese beiden Krankheiten früh zu erkennen, sollten diese einmal in die Schweiz eingeschleppt werden.»
PD Dr. med. vet. FVH Barbara Thür, Leitung Diagnostik Institut für Virologie und Immunologie IVI, Standort Mittelhäusern, Bern
«Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Bestandestierärzten, SGD und den beteiligten Labore kann dank PathoPig auf vielen Betrieben eine umfassende Diagnose gestellt werden. Dank dieser Diagnose können gezielt Empfehlungen abgegeben werden, die auf vielen Betrieben zu einer Verbesserung der Gesundheitssituation geführt haben. Auch konnten durch die höheren Fallzahlen neue Diagnoseverfahren erprobt und eingeführt werden.»
Dr. med. vet. Patricia Scheer, Suisag SGD Bern-Westschweiz
1 Schweinegesundheitsdienst SGD, pathologische Institute und Schweinekliniken der Universitäten Bern und Zürich, Schweizerische Vereinigung für Schweinemedizin SVSM, Institut für Virologie und Immunologie IVI.
2 Häufig wiederkehrende, therapieresistente Probleme unbekannter Ursache, hohe Erkrankungs- und/oder Abgangsraten, aussergewöhnliche Symptome oder erhöhter Einsatz.